Die Shô ist eine Mundorgel chinesischer Herkunft. Die korrekte Fachbezeichnung lautet Durchschlagzungeninstrument und das klingt so sperrig wie der etwas monolithische, mit Obertönen vollgesogene Klang, den die Shô erzeugt. Selbst im traditionellen Kontext verwendet, klingt die Shô wie ein Fremdkörper, eine ätherische Klangdimension für sich, die sie für verschiedene Soundkünstler immer wieder interessant machte (etwa ECM-Künstler Stephan Micus). Die Amerikanerin Sarah Peebles hat sich auf ihrer CD »Delicate Paths« ganz der Shô gewidmet. Vier Stücke (»Resinous Fold«) sind Soloimprovisationen. Sie zeigen die Shô in ihrem natürlichen Habitat sozusagen, dementsprechend auch eher nach musikethnologischen Studien klingend. Auf »Delicate Path (Sandalwood)« wandelt Peebles gemeinsam mit der Sängerin Suba Sankaran die Shô in ein Ragainstrument um, aus chinesischer wird indische Folklore. Ein auch eher klassischer Ausflug also, aber mit schönem Effekt. Auf zwei weiteren Stücken entlockt Peebles der Shô ein erstaunliches Soundspektrum, es sind freie Improvisationen gemeinsam mit Saxophonist Evan Parker und Gitarrist Nilan Perera. Auf »In the canopy« wandelt die Shô schließlich unter Peebles Direktive auf elektroakustischen Pfaden. Das ergibt insgesamt eine stimmige CD, voller kreativer Aufmerksamkeit für die Möglichkeiten dieses Instruments. Auf die Shô bezogen darf man vermutlich sogar von einem Referenzwerk sprechen.
sarah peebles
»Delicate Paths: Music For Shô«
Unsounds
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