Nach »Hymns« (2001) hatte Justin Broadrick das Ende von Godflesh angekündigt und mit seinem Ambient-/Shoegaze-beeinflussten Solo-Projekt Jesu weitergemacht. An die Stelle des aggressiven Ausdrucks seiner Band trat nun verbindliche Emotionalität. Auch wenn Godflesh seit 2009 wieder zu einigen Auftritten zusammengefunden hat, sind sie erst jetzt, nach 13-jähriger Stille, mit einer neuen Aufnahme zurück. Wie die Live-Konzerte zeigt auch die EP, dass sich bei Broadricks bösester Kreatur außer der Verwendung einer achtsaitigen Gitarre, die er bei Jesu gespielt hat, nichts geändert hat. Godfleshs Musik, vor allem die ersten Alben, waren immer auf das Wesentliche reduziert, extrem roh und primitiv. »Decline And Fall« nähert sich diesem Ausgangspunkt an. Wo ihre musikalischen Nachfolger von Industrial Metal bis zu Nu-Metal den Gesetzen des »Lautheitskriegs« folgend ihre Sounds eher auf Hochglanz poliert haben, klingt Godflesh immer noch so rauh wie vor mehr als zwanzig Jahren. Broadricks morbides Brummen, G.C. Greens tiefe, dreckige Bässe und die stumpfen Beats der Drummachine sind alles andere als lebendig oder zelebrierend. Im postindustriellen Zeitalter, in dem Industrial häufiger in düsteren Variationen von Techno oder Drone in Form metallischer Klänge zitiert wird, lebt Godflesh nach wie vor von dumpf dröhnenden Maschinen-geräuschen. Godflesh schaffen es trotzdem, nicht rückständig zu klingen, da ihre grausame Weltsicht sich in erster Linie nicht auf den Zeitgeist, sondern auf das Bösartige der Menschenseele bezieht. Sie waren nie die Boten einer kommenden Katastophe, sondern der leblosen, kahlen Landschaft danach. Das läßt schon der Name des im Oktober erscheinenden neuen Albums ahnen: »A World Lit Only By Fire.«
Godflesh
»Decline And Fall«
Avalanche Rec.
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