Frecher Albumtitel. Nach dem Debüt »Die Drift« 2021 geht es Conny Frischauf auf »Kenne keine Töne« erneut eher ums Fragment. Als Ausgangspunkt. »Röte« reimt sich auf Flöte und geloopte Flötentöne umranken hier fröhliche Bass- und Synthie-Melodien. Obwohl eher nur Skizze, bleibt was hängen. Im rumpelnden »Kreise« jubilieren die Synths kraftwerkisch und fein ist auch, dass Frischauf mit ihrer Stimme in gewissen Liedern wie diesem Geheimnisvolles auftischt. Darauf folgt ein ohmig-humorig gesummtes »M« und die gänzlich leeren »Zwei Minuten« gewähren weniger Zeit als John Cages »4′33″«, um die aufhorchen lassenden Tracks der ersten Albumhälfte zu verdauen. Da war doch was? Klar, bereits das ansprechende Intro »Düfte« spiegelt der Wahlwienerin Liebe zu Dub und Krautrock. Oder ist »Schall und Schwer (Erst aus dem Ufo seh ich dich)« gar so etwas wie eine Single-Auskoppelung? Sehr schön gesungen, mit ausratternder Drumbox. Oh ja, es bedarf nur eines Raschelns, eines Drumloops und Saxofonlicks (»Adieu Araneus«) oder schon wieder einer lieblichen, harmonischen Idee mit Basssynth und Gezirpe, schon schwillt die Lust, luftig hoch hinauszuwollen: »Ballooooon« umschmeichelt einen und gleich darauf gelingt mit »Aller Wege (Zwölf)« krautiger, sogar tanzbarer Electronic-Pop. Doch »Kenne keine Töne« kann mehr. Ist auch mal experimenteller, etwa mit knackig-perkussivem »Interlude«, erfreut mit musikalischem Surrealismus (»Dididi Dadada«), lässt via Donauluftstömen von Cluster und Konsorten träumen (»Nordwestwind«) und finalisiert in »Test« eingangs/ausgangs mit Vogelgezwitscher. Kurzum: Field Recordings und Experimentierfreudigkeit machen das Kraut fett. »Kenne keine Töne« durchlüftet die Gehirnwindungen der Hörer*innen einerseits wohlig, fordert andererseits mit gütiger, formaler Strenge und sorgt mit einigen Miniaturen dazwischen für Kurzweil.
Conny Frischauf
»Kenne keine Töne«
Bureau B
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