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Cerys Hafana

»Angel«

tak:til/Glitterbeat

Die Triple Harp ist magischer Anker des dritten Albums »Angel« der walisischen Komponistin/Sängerin/Multinstrumentalistin Cerys Hafana, die damit mühelos den Spagat zwischen Folk-Tradition und Avantgarde schafft. Ihre kindhafte Stimme vermag u. a. in »Helynt Ryfeddol« und »Carol Mynyddog« zu berühren, wobei die Lieder mit sachter Jazz-Instrumentation (Ursula Harrison am Kontrabass, Amie Huckstep am Sax und Lisa Martin am Schlagzeug) in eine strahlende Gegenwart gehievt werden. Dazwischengestreute Instrumentals von Traditionals glänzen durch ideensprühende Arrangements und die Triple Harp thront zwar über allem, fügt sich aber blendend in einen frohgemut stimmenden Gesamtsound. Der walisische Improv-Musiker Rhodri Davies, der neben Elektronik die Harfe, die er als Telyn Rawn sogar mit Pferdesträhnen spielt, zu seinen Hauptinstrumenten zählt, mag Hafana wohl inspiriert haben. Gern präpariert sie die Harfe mit zwischen die Saiten Gestecktem, damit diese beim Anschlagen heftiger summen, wie etwa in »O’r Coed«. Hafana kann aber auch tief in meditativer Intimität versinken (»Ffarwel i f’leuenctid«). »Angel«, der Titelsong, soll dereinst gar einen im Wald flanierenden Mann beim Hören einer Engelstimme in einen 350-jährigen Schlaf gewogen haben. Eine Sage, die mehr in eine keltische, denn christliche Vergangenheit weist und in der Interpretation von Hafana durchaus ins Hier und Heute hereinreicht und zeitlos schön ist. Was auch mit dem Interplay von ihrer Stimme mit Amie Hucksteps zartem Saxofonspiel zu tun hat. Die singende Harfenistin nähert sich dabei dem bretonischen »Kan ha diskan«-Stil an, worin die Sänger*innen die Gesangslinien wechseln, um eine gleichmäßige Melodie zum Tanzen beizubehalten.

Home / Rezensionen

Text
Alfred Pranzl

Veröffentlichung
29.09.2025

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