The next big thing? Könnte gut sein. Die Londoner Sam Ricketts/Tom Clarke machen auf ihrem Debüt alles richtig. Es musste ja kommen, dass Dubstep auch in Richtung Folk abdriftet, auf »Book Of Hours« geben sich Electronica-Entwürfe der Marke Burial auf Leichtgewicht mit regenverhangenen Flageoletts und eingängigen Melodien die Hand und dann noch diese Stimme mit endlosem Echo. Es gibt ein Leben nach Antony & The Johnsons. Ein bisschen Witchhouse-Elemente für die Hipster-Küche sind auch dabei. Ein Sound, den wir von James Blake oder Mt. Kimbie kennen, Teenage-Angst-Pop der frühen 2010er Jahre. Hab den Mut, zart zu sein. Es ist, als wenn man an einem Herbsttag durch eine trübe Scheibe blickt und der ausgehauchte Atem diese beschlägt. Auch wenn in einigen ihrer Videos Hypnagogic-Geister auf den Plan treten: Nur als Musik genommen, ist oder war ein Crossover zwischen Electronica und Folk aus der Perspektive junger Weißer mehr als nachvollziehbar. Es sind Geister der Zurückhaltung, der Andeutung. Wagemut sieht zwar anders aus, indes wissen Cloud Boat sehr wohl um Western-Stimmungen, Bass Culture und romantische Gitarren. Nummern wie »Wanderlust« und »Youthern« sollten es zur Heavy Rotation in den Radios schaffen, so viel ist ausgemacht. »Book Of Hours« lässt sich allerdings auch als »Hour glass« lesen; ungreifbare Zustände, die verrinnen wie Sand. Großes Kino in Slow Motion – nennen wir’s »Folkstep«.
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Cloud Boat
»Book Of Hours«
R&S Records
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