Nach immer unsäglicher werdenden Samplern mit belanglos-ekeligem Fusion-Jazz-Rock-Genudel, das nur deshalb wieder veröffentlich wird, weil irgendwelche Sampler mit Partikeln davon geladen wurden (und die meisten wohl auch wissen, warum über den Rest besagter Sampling-Steinbrüche lieber der Mantel des Schweigens gelegt wird), wird nun also (weiße) 60er/70er Rockmusik als Sample/Breakbeat-Quelle entdeckt. Was so ja auch wirklich mehr stimmt, als all die Fusion-Jazzereien, die zumindest im frühen HipHop nicht gerade zu den alltäglichen DJ-Tools gehörten. Rock dagegen (und das kann man nicht nur bei David Toop nachlesen, auch wenn es immer wieder gerne überlesen wird) war schon immer Bestandteil von HipHop. Auch wenn wir es hierbei weniger mit typischen Referenz-Samples (die wurden ja eher aus den Soul/Funk-Plattensammlungen der Eltern bzw. älteren Geschwister herausgeholt) bzw. De/Rekontextualisierungen (die Betonung des Rhythmischen ist ja keine genuine Erfindung der Rockmusik, wurde aber durch Überführungen/Ableitungen aus Blues, Funk und Soul dennoch immer wieder – siehe The Stooges wie auch Led Zeppelin – ins Spiel gebracht wobei seit dem Crossover der 1990er HipHop diese Funktion – bis hin zum Nu-Metal unserer Tage – beinahe übererfüllt) zu tun haben, erschließen sich hier doch Regionen herrlichster Ursprungslosigkeiten. Denn frei nach dem Motto »Wenn etwas den F.U.N.K. hat, ist es bestes Material für Break-Beats« wurde in der Frühzeit von HipHop einfach alles verwendet, dem man habhaft werden konnte. Neben dieser pluralistische Offenheit (exemplarisch: Beastie Boys, Public Enemy) ging es aber auch schon um gewisse Re-Okkupationen/Re-Kolonialisierungen von musikalischem Material und den darin eingeschriebenen Historien. Also auch ums Zurückstehlen (von den weißen Jungs, die einst den Blues gestohlen hatten, mit dem HipHop zuerst aber nur in seiner rockvermantschten Bleiguss-Version zu tun haben wollte) ohne dabei – und das ist der springende Punkt – HipHop gleich zu Beginn der Entwicklung als Fusion oder Crossover zu entschärfen. Rock bedeutete daher nicht nur eine Musik, die auch von schwarzen Kids (gerne) gehört und durch die Marktbeherrschung verfügbar war, sondern gleichsam auch einen nicht zu unterschätzenden Ausweg aus einem Kanon, der trotz der unendlichen Weite der Gesamtwerke von James Brown, Parliafunkadelicment, Curtis Mayfield und Marvin Gaye, dann doch relativ schnell abgegrast und am Limit damaliger Möglichkeiten angelangt war (wir sprechen hier ja von der Prä-Sampler-Old-Skool, also von Stücken, die als DJ-Tools auch technisch machbar funktionieren mussten). Gleichzeitig ermöglichte Rock aber auch einen extrem respektlosen Umgang mit Fremdmaterial, da alles, was den F.U.N.K. eben nicht hatte (und das waren bis auf ein paar Drum-Intros und Breaks vom Gesang bis zum Gitarren-Solo fast alle restlichen Zutaten) einfach ausgeblendet und weggecuttet wurde. Weshalb auch hier die meisten Tracks (u.a. von Billy Squire, Atomic Rooster, Grand Funk, Jeff Beck, Titanic, Three Dog Night) einfach unhörbarer 70er-Rock/Fusion-Schrott sind. Auch fehlen die Old-School-Lieblinge Thin Lizzy. Aber als thematische Diskusranregung wird hier endlich bisheriges Brachland betreten. Wir freuen uns auf die nächsten 10 Ausgaben!
Various Artists
Block Rockin? Breaks
Obsessive
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