In keinster Weise spurlos an den Dabeigewesenen vorübergegangen ist das diesjährige 16te Music Unlimited Festival in den heiligen Hallen des Welser Schl8hofs. Da wurde wieder genoist, geknarzt, geflüstert, getanzt, geschrien, getrunken, gestolpert und gerockt dass die Fetzen und Plastiktrinkbehältnisse flogen. Und es wurde das neue label \’Artonal Recordings\‘ vorgestellt, dessen Protagonisten gleich die concert surprise bestreiten durften: eine version von John Zorns \’Cobra\‘ unter der Leitung (?) von Hannes Löschel gaben junge Musiker, die im vielfach diskutierten aber bestehenden Überschneidungsbereich von Jazz, Rock, Elektronik und frei improvisierter Musik schaffen, zum besten. Diesem musikalischen Umfeld und allen Berührungspunkten widmet sich \’Artonal\‘ erfreulicherweise ohne ins akademisch-belehrende abzudriften und die essentielle Lust an der Musik zu
übersehen.
Virtuosität als Selbstzweck ist der Labelphilosophie ebenso fremd wie verhasst wovon der erste Release auf eindrucksvollste Weise zeugt. Vertreten sind hier vor allem neuere Namen und Formationen wie \’Tumido\‘, das Gitarren/Schlagzeug Duo, das Frickeleien mit saftigem Schweinerock verbindet, das leicht chaotisch anmutende Gitarrenquartett mit dem trügerischen Namen \’G4\‘ und das trio \’Brpobr\‘ mit einer 20minütigen, beinahe epischen Nummer, die man eigentlich nur hören sollte, wenns draussen finster ist. \’Zur Wachauerin\‘ warten mit einem traditionellen Wallberger Landler auf, der durch den genialen Text von Wolfgang Kühn zu den höhepunkten der Kompilation zählt wie auch der Track \’E.I.S.\‘ des Improquartetts \’Bei Regen\‘ (Flotzinger, Gratt, Hegenbart, Zrost). Soundmmässig überzeugen alle Titel, wenn auch manchmal ziemliche Tricksereien notwendig waren wenn es darum galt Proberaummitschnitte cd-tauglich zu machen. Unter den Produzenten findet sich so auch Martin Siewert wieder, der seine Zauberkünste in den Dienst der Sache stellte.
Nicht nur Musik allein ist \’Artonal\‘ wichtig. Das Label widmet sich auch der bildenden Kunst, was an der wunderschönen optischen Aufmachung des Samplers erkennbar ist.
In einem verschliessbaren, transparenten Plastiksackerl, das dem häufigen Aufbewahrungsort für die Wohnzimmerluft nicht allzuförderlicher Substanzen ähnelt, befinden sich neben der cd 17 quadratische Karten mit Informationen, Biografien und Zitaten der vertretenen Kunstschaffenden auf der einen Seite und Grafiken von David Kleinl auf der anderen Seite, die je nach Anordnung das Cover der cd bilden. Kleinl hat gemeinsam mit Bernhard Faiss das gesamte Erscheinungsbild der Vepackung entworfen. Freilich ein bisschen eng ist das Sackerl für den gesamten Inhalt schon. Man muss schon etwas herumnesteln um das Zeug da rauszubekommen. Rein gehts leichter, wie Labelboss Stefan Parnreiter versichert. Die CD zuerst, dann die ganzen Kärtchen leicht zu einem U biegen und einfädeln. Weitere Veröffentlichungen mit guter Musik und ansprechendem Design sind schon geplant. Wir freuen uns darauf.