Ich habe mir jetzt lange Zeit gelassen mit dieser Albumbesprechung. Eigentlich hat mein Herausgeber im Interview mit der »taz« (die haben nämlich unlängst in einem Artikel darauf aufmerksam gemacht, dass sich in Österreich ur was tut kulturell und dies anhand des Magazins skug und eben der Band Wanda illustriert, was für uns freilich ersprießlich war, jedoch keiner inneren Logik gefolgt haben konnte – wer pfercht schon Wanda und skug in ein und denselben Artikel?) dekretiert, dass Wanda von skug »ignoriert« würden, das sei schließlich »Befindlichkeitsduselei«. Hier muss ich allerdings kritisch einwerfen, dass der geschätzte Herausgeber »Amore«, das gefeierte Album der Band, vermutlich nicht so richtig durchgehört hat. Denn von Befindlichkeitsduselei ist das Teil dann doch ein Stück weit entfernt. Wanda sind vielmehr Strizzis (beziehungsweise inszenieren sie sich gekonnt als solche, was von ihren Anhängern irrigerweise als Authentizität gedeutet wird) und punkten damit gerade bei der ganzen Welt.
Aber von Anfang an: Wanda tauchen irgendwann im Spätsommer des letzten Jahres mit einer recht feschen Single namens »Auseinandergehen Ist Schwer« auf, schießen wenig später ein Album nach, das den fixverzinslichen Mega-Hit »Bologna« enthält und plötzlich ist die österreichische Musikwelt nicht mehr das, was sie vorher war. Jetzt gibt’s da was, das heißt »Austropop« und das ist voll supi. Sogar das Modemagazin »Musikexpress« hat einen Typen nach Wien geschickt, der anlässlich Wanda und Bilderbuch mal alle Bands, die es bei uns so gibt, in einen Topf geworfen hat und dann ein schönes Porträt über die Donaumetroprolo äh -pole verfasst hat. Österreich ist jetzt echt wichtig!! Was sagen andere dazu? Wie so oft verlasse ich mich in meiner Angst vor dem weißen Blatt auf die größte Kulturleistung des kleinen Mannes – die YouTube-Kommentarleiste: »»Amore« is mein Album des Jahres!! Neben Ja, Panik ist Wanda der beste Austro-Act der letzten Jahre! Tut mir leid für dich Andreas Gabalier« schreibt der Benutzer »Andy Kolb« voller Begeisterung. Es darf angenommen werden, dass Wanda einige solcher Fans anziehen.
Schließlich gibt einem die Band dieses »Wir-Gefühl, wie es in der schnelllebigen heutigen Pop- Maschinerie kaum noch erlebbar ist«. Das steht im Pressetext. Das ist ernst gemeint. Wahrscheinlich nennt man die Fans der Band (in Anlehnung an die Deadheads und Durannies dieser Welt) bald »Wandarlings«. Weiters heißt es, dass man als Wanda-Fan kein »User« sei. Würg. Spannend ist aber dennoch, dass Wanda die Kunst beherrschen, der meist zehnmal nachfragenden Kritik offenbar genauso gut zu gefallen, wie den kleinen Fans, die keine User sind. Anerkennung dafür! Aussuchen kann man sich eben nur Freunde. Und hierzulande auch die KritkerInnen. Oder nein, die Kritiker. Aber eben nicht die Fans.
Vielleicht ist es bezeichnend, dass Marco Michael Wanda, Sänger der Boyband, das Wort »Baby« so ausspricht, wie man es sich auch von HC Strache vorstellte, könnte man dem mal im Schlafzimmer zuhören. Aber wie ist jetzt eigentlich die Musik von Wanda? Sie ist wie eine Zahnspange. Man braucht sie in der Jugend, weil später zahlt die Krankenkassa nix mehr dazu. Aber man kann ja auch mit einer Zahnfehlstellung alt werden.