Nachdem Madonna ihr provokantes Antikriegsvideo zur CD »American Life« 24 Stunden nach seiner Premiere auf MTV zurückgezogen hatte, war ihr Kalkül einer aufrüttelnden Werbestrategie bereits aufgegangen. Knapp vor Erscheinen der CD folgte die zensurierte Version von Madonna als Guerilla-Kämpferin vor UN-Flaggen. Dennoch für jene, die nicht in den Genuss des Videos kamen: Madonnas Kritik an der amerikanischer Invasion im Irak bleibt einer Ästhetik von Werbeclips verhaftet, die durch das Einblenden realer Kriegsbilder platt auf Schockeffekte abzielt. Madonnas eigenes Verlangen nach einem authentischen Leben prallt nun mit ihren Errungenschaften stets wechselnder Inszenierungen zusammen. In ihrer neuen CD lebt die 44-jährige Popdiva die selbstkritische Reflexion des amerikanischen Traums in einem Wechselbad von minimalistischem Elektropop abgelöst von Beats bis zur unerträglichen Emotionalisierung durch Folkgitarren aus. Ihre Zusammenarbeit mit dem französischen Produzenten Mirwais Ahmadzai wird durch abgeschmackte Rapeinlagen aufgemotzt. Madonnas Versuch der Demaskierung einer schizophrenen gegenwartsbezogenen Kultur und ihr Imagewechsel unter Einfluss der mystischen jüdischen Kabbala-Geheimlehre outet sich schließlich als fragile Identitätssuche.
Madonna
American Life
Maverick
Text
Ursula Maria Probst
Veröffentlichung
22.10.2003
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