Remixalben sind by now aufregungsloser Appendix des Mainstreams oder etablierter Soundverkehr zwischen Künstlern der Elektronik- und Jazz-Avantgarde. Selten knallte bei einem konzentrierten Pop-Act dadurch was intensiveres nach. Die konstante Grenzaufweichung des E-Listenings und Indie-Gitarrentums allerdings ändert es in zarten Schritten. Das 98 erschienene RMX-Album von Mogwai setzte deren eigenen, beachtlichen Output Schachmatt. Ruby sind die schottische chanteuse provocateuse Lesley Rankine, Anfang der 90er genüsslich gefürchtete Brüllemanze der Noiserocker Silverfish, und Chicagoer Ex-Industrialite Mark Walk. 95 schufen sie mit »Salt Peter« eins der unbestreitbarsten, von der Kritik immer leicht unterschätzten Meisterwerke des noch jungen TripPop. Anders als Portishead verloren sie sich nicht in fallsüchtiger Barry-Homage sondern servierten unnostalgisch feinst ziseliertes Songwriting. Das 01 heiß ersehnte Folgealbum »Short-Staffed at the Gene Pool« enttäuschte da gerade durch fahles Sermonieren zwischen Einheitsbreaks. Die RMX-Version zerstört aber nicht wie üblich das Songskelett zugunsten Tanzpumpe und Abstraktion, sondern feilt Lesleys knurrig beschwörende Poplines wesentlich stärker heraus als das Original. Direktwirkung ist eins der durch das unterschiedlichste Lineup bizarrsten, innovativsten, vielschichtigsten e-Song-Alben überhaupt. Ob als Retrofunk von Schneider TM und Console, Wavetronica Dot Allisons, Gothic BluesHop von Regina Chellew oder das Weiterdenken von AFX Twins Windowlicker-Sex Appeal durch Kid 606, eine brilliante Assemblage Meta-Pops. Nach Madonnas »Don?t tell me« der Blueprint des in die Chartkultur weitergesponnnen Clix+Cuts-Gedankens.
Ruby
Altered & Proud: The Short-Staffed Remixes
Wichita
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