Das zweite Produkt des neuen Labels von Christof Kurzmann fährt mit schweren (personellen) Geschützen auf. Die 6 Tracks wurden in Graz, Wels, Nickelsdorf und Bern bei den jeweiligen Live-Konzerten aufgenommen, sind jedoch in einen kontinuierlichen Mix eingebettet. Obwohl die Liner-Notes gar seltsame Überlegungen zur Energiegewinnung aus schwarzen Löchern bieten, bleiben die Stücke von der bekannten Schwere dieser Himmelskörper verschont. Sich jeglichen starren Ordnungsprinzipien entziehend streben sie schon eher zur absoluten Entropie. Ein Chor interstellarer Zikaden und Heuschreckenschwärme reisen durch den Kosmos. Wer sich jemals einen Aufenthalt in der Ägäis gönnte, weiß, dass sie manchmal dort landen und höllischen Lärm verbreiten können. So ergibt sich für mich trotz aller Abstraktion, die diesem Produkt innewohnt , eine Analogie zu Geräuschen die Naturlandschaften ausmachen, welche von nur wenigen Menschen, aber dafür von umso mehr possierlichen Tierchen bewohnt werden. Die schönsten Momente erreicht die Musik, wenn diese Geräusche mit ganz in den Hintergrund gestellten, leicht melancholischen Melodien vermischt werden, wenn also quasi der Mensch noch einmal ganz zart auf seine Anwesenheit und sein Bedürfnis nach Harmonie aufmerksam macht, bevor er den Platz für seine animalischen Maschinchen frei macht.
Werner Dafeldecker
Same
Charhizma
Text
Christian König
Veröffentlichung
31.08.1999
Schlagwörter
40
Charhizma
Christian Fennesz
Christof Kurzmann
Fire! with Jim O'Rourke
Kevin Drumm
Martin Siewert
Werner Dafeldecker
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