Nochmals Crossover. Electronics und Blasinstrumente plus eine breite Palette diverser Percussion-Instrumente. Ich könnte das kurz abtun mit: Bassklarinette, Hörner und Groovies. Das Ganze ist zwar sehr gut gemacht, gut gespielt und gut geschrieben, die Frage ist aber trotzdem: Wollen wir so etwas jetzt hören? Hm, nicht wirklich. Ich bin noch immer nicht fertig mit Miles Davis unreleased und den Fillmore-Reissues oder wo sonst noch vor langer, langer Zeit solche Kombinationen zum ersten Mal zu hören waren. Instrumentalmusik wie diese steht oder fällt oft mit einer Sache: man muss InstrumentalistIn oder MusikerIn sein, um die geleistete Arbeit und nötige Hingabe auch herauszuhören. »Observing Systems« ist wahrscheinlich dort am besten, wo mit den Grooves eine Art Sun-Ra-Feeling heraufbeschworen wird und Solisten dazuspielen. Was alles andere betrifft, habe ich – ich wiederhole mich – nie wirklich verstanden, was Leute dazu motiviert, ein Epigonentum anzustreben und das zu spielen, was schon bekannt ist und bereits ganz frei und locker gespielt worden ist (Art Ensemble of Chicago, Sun Ra Arkestra, Sam Rivers Wind Ensemble oder Tuba Trio, Julius Hemphill Big Band, Mary Lou Williams, das Keith Jarret Quartett der 70er Jahre und so weiter). Aber vielleicht kennt das jüngere Publikum das alles einfach nicht? Das bringt mich jetzt ein bisschen in Verlegenheit, denn die Musiker sind wirklich überaus talentiert, darum geht es nicht. Oder doch?
Tied & Tickled Trio
Observing Systems
Morr Music
Text
Friederike Kulcsar (Übersetzung), Noël Akchoté
Veröffentlichung
17.12.2003
Schlagwörter
56
Lidar/Morr Music
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