Marko Turunens verstörender Comicband »Basis« erzählt auf eigenwillige, fragmentarische Weise vom Ende einer Kindheit. Zwei grob skizzierte Kinder spielen mit einem Gewehr, der Protagonist Alien wird zufällig in den Kopf geschossen. Statt an dieser Stelle zu enden, setzt die Handlung erst an diesem Punkt ein: »Alien ging nach Hause, eigentlich ganz glücklich und doch etwas traurig, weil Tero ihm in den Kopf geschossen hatte.« Das unförmige Kind wankt durch eine surreal anmutende, durch ihre Farbgebung und Strukturierung die Schrecken der Kindheit widerspiegelnde Gegend, die ebenso fremd wie vertraut ist. Eingebettet in eine nur scheinbar harmlose Sommerdarstellung, werden elterliche Gewalt, Erinnerungen an Ge- und Verbote sowie die lustvollen Verstöße dagegen dargestellt. Diese Welt scheint brüchig, ständig am Rande der Apokalypse. Über Zitate aus Mythologie und Populärkultur wird Aliens Umwelt konsequent auf das unausweichliche Ende hin schreibend unterminiert. Dass ein weiterer Kopfschuss, der die alleinerziehende Mutter des Antihelden trifft, die Geschichte beschließt, ist nur ein zusätzliches Indiz dafür, dass in Turunens »Basis« mittels vignettenhafter Bilder und lapidar anmutender, doch betörender Erzählstimme die Erinnerungen eines Sterbenden geschildert werden.
Deutlich orientiert sich der Autor bei der eigenwilligen Schilderung der Geschichte an Richard Brautigans letztem Roman »So the Wind Won’t Blow It All Away« (1982), der die Geschichte eines vom Tod faszinierten Jungen und die Folgen eines tragischen Schusswaffenunglücks zum Thema hat. Bis hin zur Covergestaltung ist der Bezug zu Brautigans Werk deutlich, doch in einem wesentlichen Punkt kippt Turunen seine verdrehte Nacherzählung: Das Opfer, ganz wie ein düsterer, doch keineswegs böser Zwillingsbruder von Peter Blegvads »Leviathan« gestaltet, berichtet vom nahenden Ende der Welt, als bloß bereuend unterzugehen: »Der Weltuntergang kommt, wenn niemand ihn erwartet. Diese Worte trösten Alien.«
Marko Turunen: Basis
Übersetzt von Outi Vanamo u. Christian Gasser
Zürich: Edition Moderne 2004, 62 Seiten, EUR 9,80