Die zehnköpfige Truppe stellt sich auf die Bühne, spielt drei Takte und schon findet man sich umringt von einer extatisch die Balkan-Tänze zelebrierenden Menge. Die große Bass-Drum wird mit einem kleinen Stock bearbeitet, eine türkische Darbouka knallt schnelle, phrasierte Schläge darüber, das Saxophon packt das Ohr und zieht es in einen Strudel aus Gypsy-Moll und Enthusiasmus. Kurzum eine Hochgeschwindigkeits-Katapultierung des östlichen Liedgutes auf die Tanzböden der Gegenwart.
Irgendwas ist allerdings faul. Nein, irgendwas muss da faul sein. Kann es eine Band wagen, das Unmögliche einfach so zu tun: Einen Haufen Wiener zum Tanzen zu bringen? Sind sie nicht ein wenig zu poserhaft gewesen, so wie mir ein Freund im Vorhinein berichtete? Ich beiße meinen Bleistift zu einem kleinen unförmigen Stück Holz zusammen, während angestrengt rekonstruiert wird, was sich da am Freitag im Ost abgespielt hat. Wie war das noch mal?
Besh o drom zeichneten sich auf einzigartige Weise durch eine ungenierte Liveperformance aus. Sie hüpften herum, wenn sich der Groove ausbreitete, trieben die Menge zu noch mehr Schweißausdünstungen und hatten sichtbar ihren Spaß auf der Bühne. Hier wurde ein Percussion-Solo eingefügt, dort klampfte die Stand-Zither eine Gypsy-Weise, immer wieder betrat eine Dame mit strengem Blick die Bühne und sang sich die Seele aus dem Leib. Geschickt wurden krumme Takte eingefügt, anschließend wieder in Richtung hüpfenden SKA umgepolt. Der Bass brummte fleißig vor sich her, fügte alles zu einem fülligen Gebilde zusammen. Und ich selbst lief zufrieden trällernd nach Hause. Nichts ist faul mit dieser Band, zum Teufel mit all den Zweifeln.