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Die Fälscher

Der Film »Die Fälscher« erzählt eine fast unglaubliche Geschichte, die allerdings auf Tatsachen beruht. KZ-Insassen mussten für die Nazis Geld und Dokumente fälschen.

»Unternehmen Bernhard« hieß das groß angelegte Fälschungsprojekt der Nationalsozialisten. Es sollten enorme Mengen von Pfund- und Dollarblüten hergestellt werden, um die Wirtschaft der Feindländer zu schädigen. Zu diesem Zweck wurden im Lager Sachsenhausen ein Labor und eine Druckerei nach dem höchsten technischen Standards eingerichtet. Die Belegschaft, lauter Spezialisten für Druck, Grafik und Fotografie, holte die SS aus den KZs des Deutschen Reiches. Verstärkt wurde die Gruppe durch einen Berufsganoven jüdischer Herkunft: Dem gefinkeltsten Fälscher Deutschlands, Salomon »Sally« Smolianoff. Zwar wurden die Mitarbeiter der Fälscherwerkstatt privilegiert behandelt, der SS aber waren sie dennoch auf Leben und Tod ausgeliefert. Widerstand war möglich, indem der Erfolg des Unternehmens durch schlampige Arbeit und kleine Sabotageakte hinausgezögert wurde.

Idealismus versus Opportunismus

Im Mittelpunkt von Ruzowitzkys Film steht der Meisterfälscher Smolianoff, der hier Sorowitsch heißt und von Karl Markovics dargestellt wird. Sorowitsch als einstiger Lebemann und Opportunist in allen Lebenslagen steht im Gegensatz zum altruistischen Idealisten Adolf Burger (August Diehl), der die Pläne der Nazis sabotiert. Burgers Buch »Des Teufels Werkstatt. Die Geldfälscherwerkstatt im KZ Sachsenhausen« bildet die Grundlage für das Drehbuch. Natürlich hat Ruzowitzky die Fakten filmdramaturgisch aufbereitet, spannungsgeladene Momente eingebaut, die Story abgerundet, jedoch ging es ihm darum, wahrheitsgemäß, aber nicht dokumentarisch zu arbeiten. »Die Fälscher« zeigt demnach nicht nur historische Begebenheiten, sondern ist auch eine Parabel über Machtkonstellationen: Auf der einen Seite die willkürlich handelnden und allmächtigen SS-Schergen, auf der anderen Seite die scheinbar ohnmächtigen Opfer. Doch auch den völlig Entrechteten bleibt ein Entscheidungsspielraum und eine gewisse Handlungsfreiheit.

Ohne erhobenen Zeigefinger

»Die Fälscher« ist ein konventioneller Film, spannend und auch unterhaltsam, einem Krimi ähnlich. Dabei erhebt sich die Frage, ob ein Film, der in einem KZ spielt überhaupt unterhaltend sein darf. Seit Chaplins »The Great Dictator« kann die Frage mit ja beantwortet werden. Mit erhobenem Zeigefinger oder drastischer Realistik arbeitet Ruzowitzky nicht. Denn eines will sein Film nicht sein; nämlich Betroffenheitskino. Elend und Verzweiflung werden nicht ausgeblendet, die Tränendrüse wird aber nicht strapaziert. Der Regisseur ist der Ansicht, dass ein Film über den Holocaust möglichst viele Zuschauer erreichen soll, gerade weil rechtsradikale Denkungsart immer noch oder wieder relativ große Zustimmung erfährt. In diesem Sinne kann »Die Fälscher« (wie jeder Film über den Holocaust) nur Anstoss sein, sich eingehend mit den Geschehnissen zwischen 1933 und 1945 zu befassen.

»Die Fälscher« (R: Stefan Ruzowitzky, Österreich/Deutschland 2006)
Ab 23.März 2007 in österreichischen Kinos
>> www.diefaelscher.at
>> www.filmladen.at

Home / Kultur / Film

Text
Jenny Legenstein

Veröffentlichung
31.03.2007

Schlagwörter

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