Der weiße Mainstream hatte Anfang der 1950er Jahre wohl gehörig Angst vor der Aggressivität, Sexualität und Lautstärke des Rhythm’n?Blues, hauptsächlich jedoch vor der schwarzen Hautfarbe der Musiker. Um weißen Teenagern diese Musik nahe zu bringen, erfand ein Radio-DJ den neuen Begriff »Rock’n‘ Roll« für die gefährlichen Klänge. Kurze Zeit später überschwemmten weiße Imitatoren wie Bill Haley mit schlaffen Cover-Versions schwarzer Originale den Markt. Jene Originale jedoch mischten Blues mit Country-Melodien, Gospel-Beat, afrikanischen Beats und verzerrten elektrisch verstärkten Gitarren. Die vorliegende Compilation versammelt eine Menge herrlicher Beispiele dieser Musik. Little Esther Phillips z. B. war unglaubliche 17 Jahre alt, als sie röhrend die hier zu hörende Version von »Hound Dog« aufnahm, unterstützt von einer ganzen Horde heulender Mitmusiker. Big Mama Thorntons Stimmvolumen bei »I Smell A Rat« verweist selbst Howlin‘ Wolfs Eröffnungstrack ganz klar auf den zweiten Platz und Chuck Berrys smartes »No Money Down« lässt ahnen, wieso er der einzige war, der es in punkto Bekanntheit im frühen Rock’n?Roll mit Elvis Presley aufnehmen konnte. Während sich die weiße Unterhaltungsmusik thematisch meistens in Herz-Schmerz-Belanglosigkeiten erschöpfte, ging es im schwarzen Rock’n?Roll um Sex, Schnaps und Gewalt. Oder, wie das amerikanische Musik-Branchenmagazin »Variety« in einer Warnung an die Musikindustrie schrieb, um »schweinische Postkarten« im Songformat.
VA
I Smell A Rat
Trikont/Hoanzl
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