»DIY-post-punk and electronic confusion« steht am Beipackzettel und dazu kann nur gesagt werden, dass es oft die blödesten und banalsten Begriffe braucht, um gewisse Musik auch nur annähernd beschreibbar zu machen. Je abgelutschter desto besser. Hauptsache sie erfüllen ihre Funktion als Zaunpfähle. Machen wir hier ja auch nicht anders. Auch Nitro Mahalia stricken selber und verwirren elektronisch. Nur tun sie dabei nicht so als würden sie eine Musik spielen, die von sich selber denkt stets eh immer noch und ewig modern, progressiv, avantgardistisch zu sein. Viel eher hinterfragen sie solche totalitären Ansprüche im Rückblick auf eigene Vorlieben zwischen Postrock, Noise und jenen ?berschneidungen zwischen Free- und Electric-Jazz, die sich erst über diskursive Annäherungen eröffnen. Das klingt nicht selten wie eine durch Hörensagen selbsterfundene Exotica aus den soeben genannten Zutaten. Zusammen mit einigen ausgesuchten Gästen (u. a. Eva Jantschitsch/Gustav, Christian Egger, Chris Janka, Dieb13) sondieren und erforschen Nitro Mahalia diese Terrains auf der Suche nach dem, was noch noch funktioniert und dem, was nicht mehr geht. Oder dem, was nicht gewollt wird: Noise & Co als weiterer alternativer Indie-Sound (oder als nur durch einen Verzerrer und ein paar Tattoos vom Jazzrock entfernter Blödsinn) gegen die böse Popmusik. Vielleicht ist das ja auch mit ein Grund für die unterschwellige Leichtigkeit mit der hier durchaus schwere Brocken angegangen werden. Hier klingt nichts angestrengt um der Anstrengung willens (also bemüht) oder wie ein Hase auf der Flucht im Zick-Zack-Gehoppel ohne wirklicher Gefahr im Rücken. Stattdessen stellen Nitro Mahalia eine der wenigen Bands dar, die wissen, dass Acts wie Gang Of Four auch gerne in die Disco gegangen sind. Und dieser Aspekt schimmert hier nicht nur beim superben Wipe Out-Cover »Victims« durch. Kurz: Musik die der Dummheit Schaden zufügt.
Nitro Mahalia
»s/t«
Interstellar Records
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