Zu Beginn muss mal zugegeben werden, dass »Schlecht dran/gut drauf« (»Sdgd«), die aktuelle Platte (und das darf in dem Fall so gesagt werden, weil neben Download das Werk vorzugsweise auf Vinyl erhältlich ist) des leider – zumindest außerhalb von Deutschland unpackbar unbekannten – Singer/Songwriters Doc Schoko schon vor über einem halben Jahr erschienen ist. Außerdem praktiziert der Doc schon seit zwanzig Jahren, in denen er immerhin schlanke 500 Stücke aus seinem Ärztekittelärmel geschüttelt haben soll. Davon sind allerdings gerade mal ein paar Dutzend auf käuflich zu erwerbenden Tonträgern erschienen, aber egal. Late but sure findet also »Sdgd« auch den Weg nach Wien, und das ist gut so: Wobei das mit dem »gut drauf« dann so buchstäblich nicht gemeint sein kann, zumindest nicht im Sinne von guter Laune und Karneval und so. Bereits die Songtitel wie »Verlorene Zeit«, »Unter Wasser« oder »Kalter Tänzer« lassen erahnen, dass sich hier doch auch ein gewisser Fatalismus eingeschlichen hat, der dem gesellschaftlichen Status Quo nur allzu gut entspricht. In der Interpretation wechselt der Doc zwischen sonorem Rezitativ (»Sing nicht«, das mich phasenweise an deutsche Truckersongs erinnert), regelrechtem Gesang, und punkigem Gekrächze/Geschrei, alles in deutscher Sprache wie sich bereits an den Songtiteln unschwer ablesen lässt. Stilistisch handelt es sich dabei um ein Konglomerat aus Punk, Rock?n?Roll in der besonderen Spielart des Krautrock sowie ausuferndem Spacerock, und einer Prise Liedermacherpop/rock, meistens im positiven Sinn »trocken« serviert. Meine Favoriten sind das bedächtige Singalong »Angemalt«, bei dem mir jedes Mal wegen der eh extrem verbreiteten Akkordfolge das 100% gegensätzliche »Go West« (Pet Shop Boys-Version) in den Sinn kommt, und – wenig verwunderlich – »Oktopus im Pentagramm«, ein psychedelisches Krautrockmonster von einem Stück, das bei entsprechender Verabreichung diverser Substanzen sicher extra kickt. Unterstützt wird der Doc bei der Produktion dieses Krachs u. a. von Jojo Wolter (S.Y.P.H.) am Bass und Uwe Jahnke von den Fehlfarben an der Gitarre. Als Support spielte die Truppe zu Beginn des Jahres mit Jochen »die Distel« Distelmayer bei dessen Deutschlandterminen, und kein Geringerer als Mark E. Smith soll Kassengift Doc Schoko bereits 2006 engagiert haben.
Doc Schoko
»Schlecht dran/gut drauf«
playloud!
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