Das wird schwierig, die Lobpreisungen des Pressetexts noch zu übertreffen, vor allem, da es wenig dagegen zu halten gibt. Mastermind des Andromeda Mega Express Orchestras ist der Berliner Daniel Glatzel, seineszeichens Komponist, Dirigent und … Schnittmeister. Denn der »Witz« hier besteht darin, mit orchestraler Besetzung ein Kaleidoskop an Stücken, Fragmenten, Tonspuren einzuspielen, und diese dann im Studio nochmal gehörig durch den Fleischwolf zu schicken. Man weiß gar nicht, worin man sich da zuerst verliebt: in das Tollhaus musikalischer Stile, in das unverfrorene Nebeneinander, in die abrupten ?bergänge, ?berlagerungen, in die regelrecht schelmische Transparenz mitunter. Am Ende von »HektraMummaGulla« werden die zeit- und epochenversetzten ?bergänge durch Drücken einer Kassettenrekordertaste so überdeutlich gekennzeichnet, dass selbst ein DJ-Ützi-Fan die Anspielung verstehen würde. Bruhaha. Bum. Bum. Eine Wahnsinns-CD! Wie der Soundtrack zu einer burlesken Weltumarmungskomödie, in der von Buster Keaton über Al Capone bis Francis Lai und Leonard Bernstein alles auftritt, das gerade dazu danach schreit, kulturanarchistisch überschrieben zu werden. Und genau das passiert hier. Ein ironisch-verspieltes Recoding, eine dekonstruktivistische Jahrmarkttollerei, ein Freudenfest der Versatzstücke.
Andromeda Mega Express Orchestra
»Bum Bum«
Alien Transistor
Text
Curt Cuisine
Veröffentlichung
21.11.2012
Schlagwörter
92
Agogo Records/Indigo
Alien Transistor
Andromeda Mega Express Orchestra
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