Hinterzimmer aus Bern wartet mit zwei Debüts auf. Ghost Time sind Trompeter Andy Knight, Drummer Ken Hyder und Perkussionist Z’EV. Ab den ersten Tönen der selbstbetitelten und live eingespielten CD findet man sich in dunkeln Ambient-Drones wider. Inspirationen stammen aus dem Pibroch, einer Sammlung alter schottischer Elegien, Hyders Vokalisationen entstammen sibirischem Obertongesang, während Z’EV die Alto- und Bariton-Romlos (tibetische Ritualklangschalen) schlägt. Dieser Malstrom ist durchdrungen von phantomhaften Phrasen und Schattengestalten. Oft lässt sich nicht unterscheiden, ob diese Schauer-Sounds nun von der Stimme oder von der Trompete kommen, im Verlauf des Albums wachsen sich abstrakte Klangflächen und Feedbacks zu einem Ganzen zusammen, das mit archaischen Gefühlszuständen genau spielt wie mit esoterischen Klangphilosophien.
Da haben PRSZR auf jeden Fall mehr Biss. PRSZR liest sich als Pressure und ist seit 2008 die Band von Pure und HATI (Rafal Iwanski & Rafal Kolacki). Das Set-Up und der prinzipielle Zugang sind ähnlich: Pure an der Elektronik und HATI an Gongs und Perkussion, Drones von der rückwärtigen Seite der Sonne, adäquat in Szene gesetzt von Rashad Beckers Mastering. Den Schlagwerken wird ausreichend Raum gelassen, wodurch sich ihr fragil-mystischer Klang voll entfalten kann. Der darunter laufende Soundscape Pures ist große Klasse, als er die anderen Elemente ausbalancierend unterstützt, Meta-Rhythmen aufzieht und quasi eine Klammer um die Perkussionslinien setzt. Später wird auf »Equilirium« auch Noise ausgepackt, die Nummer »III« könnte als avancierter Industrial-Dance-Track durchgehen. Der gut achtzehnminütige Abschluss mit seinen dezenten Jazzpartikeln zieht wieder die Schleife zurück zum Anfang. Ein Tipp, dieser Trip.