Der langjährige Kulturarbeiter und Ottensheimer Parnreiter-Mathys verwendet dafür thematisch organisierte Cut-Up-Interviews mit rund siebzig Personen, Gastkommentare kommen von Anatol Bogendorfer, Rainer Krispel und Lisa Wizany. Der Fokus liegt dezidiert auf dem Lokalen, historisch Ûberschaubaren: eine Mikrohistorie, bei der sich Oral History, soziologische Feldstudie und Stammtischgeplauder gegenseitig austarieren. So schafft »16 Zwanzixstl + 1« eine der griffigsten Annäherungen seit »Please Kill Me«.
Klar, ist man mit der Materie nicht vertraut, schwirrt einem schnell der Kopf vor Namen und Daten. Vielleicht ist es ja ein Zeichen für die Verbundenheit dieser Szene, wenn beinahe alle Interviewten mit Spitznamen aufwarten; eine verschworene Gruppe, die in den frühen 1980ern der Gemeinde den dann selbstverwalteten Raum Höhle abgetrotzt, später das Jugendzentrum Ottensheim (JO) betrieben hatte und schließlich seit 1993 das Open Air Festival organisiert. Im Schlagschatten von Linz gelegen, zeigen für Ottensheim derartige (Gegen-)Kulturaktivitäten, dass trotz aller Widrigkeiten Selbstorganisation weiterhin funktioniert. Anhand von »16 Zwanzixstl + 1« wird aber auch deutlich, dass das damals aus einem Mangel heraus umgesetzte DIY heutzutage in der Professionalisierung aufgegangen ist. Das Verdienst des Buchs ist, nicht einer Selbstbespiegelung anheim zu fallen sondern Dynamiken, Freud und Leid eines »einfach mal machen« auf lokaler Ebene darzustellen. Genau dieses Hineinzoomen schafft Vertrautheit: Ottensheim und das Festival könnten überall sein. Besonders hervorzuheben sind das Fotomaterial und die akribischen Dokumentationen zu jedem Festivaljahr.
Das im Eigenverlag herausgebrachte Buch pfeift unter Creative-Commons-Bedingungen auf Copyright. Ein engagiertes Werk, das gelesen und verwendet werden will.
Stefan Parnreiter-Mathys: »16 Zwanzixstl + 1. 20 Jahre Open Air Ottensheim«. Hg. v. Verein Open Air Ottensheim. Eigenverlag 2013, 174 Seiten, ca. EUR 15,-