Ein Werkzeug oder Instrument zeugt immer auch von Ökonomie, insofern kommt es auf die Größe an. Seit die Seven-Inch ihrem ursprünglichen Zweck des Single-Seins entfremdet wurde, hat es unterschiedliche Bestrebungen gegeben, dem Format der goldenen Zeit neues Leben einzuhauchen. »das fax« wartet mit einem hinsichtlich seiner Länge als auch der damit verbundenen Ideologie perfekten Objekt auf. Ich könnte mir gut vorstellen, dass als nächstes eine Ten-Inch mit drei Cuts folgt. Was ich hier gehört habe, ist eine in vieler Hinsicht ernstzunehmende Arbeit, wobei die Seite A zur Seite B führt und den Wunsch nach einem Teil C weckt. Es besteht auch keine Notwendigkeit, nach Verwandtem zu suchen, ich werde aber trotzdem ein paar Namen fallen lassen: Metamkine, INA-GRM, Arnold Dreyblattoder Keith Rowe. Wir haben es wirklich mit einer sehr ausgereiften, formidablen Arbeit zu tun – nicht mehr komponiert als improvisiert, und auch nicht mehr strukturiert als zufällig, dazu relativ weit von der Wiener Elektronik-Szene entfernt und eher in der Nähe der älteren Kölner Schule anzusiedeln. Die zu Beginn linear strukturierten Stücke entwickeln sich in der Folge zu einer Art Klangtheater: Ereignisse, geplant oder zufällig, Richtungswechsel, unsichtbare Mechanismen können die Zelle vergrößern. Kein echter Konflikt, aber kontrollierte Ausbrüche. Falls ich überhaupt irgendetwas vermisse, dann Leichtfertigkeit und Dramaturgie. Vielleicht auch eine Spur physischer Beweglichkeit, aber Qualität hat ihren Preis und es dauert, bis alle Teile abgestimmt sind. Ich werde das fax mattinger jedenfalls mit großem Interesse im Auge behalten.
das fax mattinger
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Klanggalerie
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