Enorme Stresssituation und eigentlich neunzehn Tracks, aber der CD-Player zeigt nur ein einziges, sehr langes Stück an; also so etwas wie »Amarok« von Mike Oldfield. Das fällt mir jetzt spontan ein, es gibt aber sicher noch mehr solch studentische Egotrips – Oldfield hat ja sogar »fuck off Richard Branson« als Morsecode auf dem Album versteckt – nur halt keine ganze Stunde lang, sondern knapp vierzig Minuten, dafür aber dreimal so dicht. Und Herbie Hancock, zumindest klingt’s total danach. – Was, er ist es wirklich? Ja, erklärt mir FlyLo stolz; der Plan bei »You’re Dead!« sei gewesen, Jazz so klingen zu lassen, wie ihn sich Miles Davis heute wohl wünschen würde, lebte er denn noch, aber er lebt ja nicht mehr und daher muss jemand anderer (also Hancock) die Drecksarbeit machen.
Allein, Miles war meist langsam und FlyLo ist mir etwas zu schnell. Nach wenigen Momenten ist es dann auch schon wieder vorbei mit Herbie, es ist gleichsam der zweite Akt eröffnet, jetzt rappt hier Kendrick Lamar und der verschiebt da mal so nebenbei ganze Gebirgsmassive. Die Video-Presets mag ich sehen, die den Programmierern vom Media Player einfallen, wenn sie, mit smoking aces überinfiziert, noch schnell den Weg zur bunten Klomuschel schaffen, aber nur Einsen und Nullen aus dem Schlund kommen wollen. Dafür knacken die Bassläufe die Grenze, ab der Informationen nicht mehr prozessiert werden können. Ds plckrt nd flckrt dnn gnz gnz gnz gnz hftg. In der Zwischenzeit schwimme ich im extraterrestrischen Bällebad und nehme von einem aus Elfenhaaren geflochtenen Tafelaufsatz Pillen herunter. Ist wirklich schon Sonntag? Und was ist das überhaupt? Prog-Rock? Ambient-HipHop? Soul Fusion? Kernspaltungs-Bop?
Siehe da, der Pressetext erklärt mir, dass nur die Promo-CD aus einem einzigen, durchgehenden Track besteht, während das regulär im Handel erhältliche Album eh neunzehn einzeln anspielbare Lieder umfasst. Die wollen die KritikerInnen umbringen! Daher der Albumtitel!