Wo befinden wir uns hier? Im Experimentalbaumarkt, erstes Untergeschoss, romantizistische Exkurse, Regal 23: die Automatisation. Der in New York geborene Elektrokomponist Henry Vega hat mit der Vokalistin Anat Spiegel und dem »visual designer« Emmanuel Flores ein paar »Wurmlieder« eingespielt, die er gerne unter dem Nenner »sozialer Futurismus« verstanden wissen will. Der Clou daran: Die Stimme (bzw. der Gesang) der Sängerin wurde ebenso wie die anderen Instrumentalspuren (bzw. Noisespuren) in Form von automatisierten Loops eingespielt. Hörfälligster Nebeneffekt: Die gesungenen Mikropartikel werden dadurch zu lyrisch anmutendem Maschinengeplapper, zu einem automatisierten Nonsense, der durch Reduktion und Redundanz reizvoll wird. Allerdings nur zwei, drei Stück lang, dann schlägt der negative Aspekt dieser entmenschlichten Utopie (eigentlich: Dystopie) durch. Metallisch kalt wird einem beim Hören dieser CD, als würde man mit einem Laptop im Bett kuscheln, nur dass der Laptop ganz zufällig eine weibliche Operatorvoice hat, die einfach nicht aufhören kann, ihren Guten-Morgen-Song vom Stapel zu lassen. Tjaha, die Geister, die ich rief ?? Reinhören ist trotzdem kein Fehler.
Vega
»Wormsongs«
ARTEKsounds
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