Corona hatte dem artacts Festival naturgemäß einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Punschhütten – auch Soundcabs oder Soundkabinen genannt – am St. Johanner Hauptplatz, bei denen ein*e Musiker*in auf engstem Raum auf nur zwei Zuschauende trifft, waren lange nicht möglich. »Auch 2023 haben wir uns diese Nähe einfach nicht getraut«, sagt Hans Oberlechner, künstlerischer Leiter des Festivals. Doch heuer seien diese nunmehr endlich zurück: »Für mich ist das die intimste und intensivste Art, diese Musik genießen zu können.« Wer dabei spielt, wird oft erst sehr kurzfristig entschieden: »Das ist in der Art und Weise einfach eine sehr schöne Entsprechung für ein Festival, das sich der freien Musik widmet.«
Zwei Auftragswerke, ein Klangbaum
Doch nicht nur diese Punschhütten, in denen aber natürlich nicht Punsch, sondern feinste Improvisationskunst in rund vierminütigen Musik-Impulsen kredenzt wird, sondern auch die zwei Auftragswerke sind Oberlechner ein ganz besonderes Herzensanliegen. »Es hat sich heuer einfach ergeben, dass es gleich zwei Auftragswerke sind«, berichtet er. Da wären etwa: Das Trio-Tribut an den auf tragische Weise verstorbenen Schlagzeuger Peter Hollinger, welches das Festival am Freitag quasi eröffnet, wenn man von einer Fotoausstellung tags zuvor absieht, die der Fotograf Dawid Laskowski ausrichten wird. Beim Hollinger-Tribut wird etwa der Klangbaum, ein von ihm gebautes metallenes Ungetüm, zum Klangeinsatz kommen. Da wäre aber auch das eigens zusammenstellte Sextett rund um Alex Kranabetter und dessen Musik.
Acts gegen die »drohende Überalterung«
Mit dem Sextett verfolgt man andere Ziele als mit dem etwas sperrigen Klangbaum. »Wir wollen damit der drohenden Überalterung unseres Publikums entgegenwirken«, sagt Oberlechner mit einem leichten Anflug von Ironie. Fakt jedenfalls: Besagter Trompeter und Komponist verdingt sich auch in der Band von Voodoo Jürgens und dürfte so auch neue Publikumsschichten ansprechen. Den Nachwuchs hat das Festival auch bei anderen Konzepten im Fokus: Bei »Lauschen und Plauschen«, das die Cellistin Elisabeth Coudoux ausrichten wird, sind Kleinstkinder zwischen 0 und 3 Jahren und deren Eltern im Fokus. Am Sonntag hingegen ist das Publikum älter: Der Workshop von Hannes Löschel und dem Ensemble Strich.Punkt nimmt junge Menschen von 6 bis 12 Jahren ins Visier.
Musik auch für die Kerngruppe
Nicht zu leugnen ist aber, dass bei artacts nach wie vor eine Kerngruppe im Mittelpunkt steht, die eine gewisse Affinität für Free Jazz und sonstige Spielarten der größtenteils frei improvisierten Musik hat. So sind verdiente Musiker*innen in diesem Kontext am Start. Da wären etwa: Ingrid Schmoliner, Barry Guy, Andrea Parkins, Radian, Christine Abdelnour oder Paal Nilssen-Love. Die Bandbreite wird laut Oberlechner ästhetisch und klanglich dennoch breit sein. Diese reiche, wie er verspricht, von ruhig und reduziert bis hin zu ausgewachsenen Free-Jazz-Gewittern. Das volle Line-up für das von 7. bis 10. März stattfindende Festival findet sich jetzt auf der Website www.artacts.at.