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Greg Hamilton

White Pages

Longbox Recordings

Das feine CD-R-Label von Adam Sonderberg macht mit einem in jeder Hinsicht perfekten Release auf sich aufmerksam. Nach hörenswerten Produktionen mit Fred Lonberg-Holm, Sam Dellaria, Boris Hauf und zahllosen anderen Fricklern aus der Chicagoer Improvisationswelt folgt mit der Veröffentlichung von »White Pages« eine konzeptionelle Meisterleistung. Im transparenten Jewel-Case findet sich neben der schwarzen, unbedruckten CD lediglich ein weißes Blatt etwas stärkeren Papiers, welches nur mit dem Namen des Interpreten, dem Albumtitel und der Katalognummer bedruckt ist. Der Rückseite der Hülle sind die Namen der Titel abzulesen: »6350 s. pulaski rd. « oder »4300 w. ford city dr. «… Greg Hamilton spielt Klavier. Vor drei Jahren wurden Soloimprovisationen von ihm veröffentlicht, die nicht mehr erhältlich sind. Der Titel des Tonträgers lautete schon damals »White Pages«, das Label war Longbox Recordings, die Katalognummer identisch mit der der nun vorliegenden Aufnahme. Tatsächlich handelt es sich aber keineswegs um eine simple Wiederveröffentlichung. Gemeinsam mit Sonderberg hat Hamilton sich der Aufnahmen von 1998 angenommen, sie geschnitten und neu zusammengesetzt. Die Improvisationen wurden kompositorisch verarbeitet und ersetzt. Das Resultat ist ein Stück Vergangenheitsaufarbeitung. Dem Gefühl etwas anderes, vielleicht besseres aus bereits Geschaffenem zu machen, der Idee, sich der eigenen Geschichte zuzuwenden um sie neu zu erzählen, ist bereits John Fahey mit seinem Album »Death Chants, Breakdowns and Military Waltzes« gefolgt. (Fahey nahm damals vier Jahre nach der Veröffentlichung das Album ein zweitesmal auf und brachte es dann mit der gleichen Katalognummer erneut auf den Markt.)
Hamilton, dessen Spiel von kraftvollen, bewegten Momenten zu bestechend fragilen Passagen reicht, ist in Europa weitgehend unbekannt. Obwohl nur wenige seiner Aufnahmen zu erstehen sind und er in Konzerten nahezu nie in Erscheinung tritt, steht Greg Hamilton neben John Tilbury und Markus Hinterhäuser in der ersten Reihe der Interpreten zeitgenössischer Klavierliteratur. »White Pages« hat seinen Ursprung jedoch in der Improvisation. Und die Aufnahme einer Orgelimprovisation Hamiltons bildet den Abschluss dieser Platte. Achtzehn fantastische Minuten mit disharmonischen Akkorden, Clustern und sich stetig wandelnden Schwingungen, die in ihrer Beharrlichkeit, zwischen den Tönen liegendes Nichts erklingen zu lassen, an das mikropolyphone Prinzip von Ligeti erinnern. Durch den Verzicht auf traditionelle Charaktäre wie Intervallprägnanz und rhythmisches Profil spielt Hamilton hier den Klang selbst und selten konnten Nebengeräusche mehr begeistern. Wunderbares Rauschen begleitet die Platte des Quartals.

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