Auf der Suche nach etwas, das uns Halt verspricht, das sind die Menschen schon immer, und aktuell suchen viele besonders drängend. Die Band Porridge Radio aus Brighton folgt bei ihrer Suche einer Losung: Wenn alles vor die Hunde geht, dann Kopf hoch und Blick nach oben, in den Himmel, zu den Wolken – »Clouds in the Sky They Will Always Be There for Me« ist der Titel ihres im Oktober erschienenen Albums. Ja, in Momenten, in denen alles verdrießlich stimmt, haben schon viele Trost in der beruhigenden Natur gefunden; und Wolken als Trostspender sind wohl naheliegend für eine Band aus einer südenglischen Küstenstadt.
Porridge Radio feiern bald zehnjähriges Bestehen. Alles begann 2014, als die damals 21-jährige Dana Margolin zunächst allein bei Open-Mic-Abenden auftrat, im Jahr darauf waren aus Brightons lokaler Szene Keyboarder Georgie Stott, Drummer Sam Yardley und Bassistin Maddie Ryall (die die Band 2023 verließ) hinzugestoßen. Schon während dieser Zeit des Zusammenfindens erwarb sich Porridge Radio den Ruf, eine ausgezeichnete Live-Band zu sein. Wer dies überprüfen möchte, kann das am 12. Dezember im Wiener Flex tun.
Kreativ aus der Krise
Dana Margolin ist bis heute das kreative Zentrum der Band, prägte auch das mittlerweile vierte Album maßgeblich. Am Anfang des Entstehungsprozesses von »Clouds in the Sky« stand die Leere: Nachdem die Band 2022 ein anderes Album mit Himmelsbezug (»Waterslide, Diving Board, Ladder to the Sky«) veröffentlicht und im Anschluss so ausgiebig wie nie zuvor getourt hatte, fühlte sich Margolin völlig ausgebrannt – und merkte, dass sie mit der eingekehrten Ruhe nicht umgehen konnte.
Schließlich, so erzählte sie anlässlich der Veröffentlichung von »Clouds in the Sky«, habe sie erkannt, dass sie Erschöpfung und Traurigkeit durch ständiges Arbeiten verdrängt hatte. Zum Burnout kam dann auch noch ein Beziehungsende hinzu. Margolin fand Hilfe in einer Idee von Joni Mitchell: sich durch kreative Abwechslung aus dem Loch ziehen. Also begann sie zu malen, gestaltete Radiosendungen, tourte solo und teilte ihre Gedanken über die Newsletter-Plattform Substack. Auch tauchte sie in die Welt der Poesie ein, und diese sollte eine zentrale Rolle beim Songwriting spielen.
Kathartische Klänge
»Clouds in the Sky« nimmt die Stimmung dieser emotional schwierigen Reise auf und verpackt sie in elf Songs, in denen Desillusionierung zurückgelassen wird und dafür neue Lebensgeister erwachen. Die heutzutage oft bemühte Idee der Resilienz kommt nicht nur textlich zum Ausdruck (»God of Everything Else«), sondern auch in der musikalischen Wucht des Post-Punk-Quartetts. Porridge Radio schafft bisweilen durch Repetition Eindringlichkeit (»Anybody«) – um dann im nächsten Moment den Emotionen freien Lauf zu lassen und alles in Wallung zu bringen. Der mitreißenden Kraft dieses kathartischen Ansatzes kann man sich nur schwer entziehen.