Carsten Nicolai in der Zeitschleife, bei der er an die EP »transspray« (RN, 2004) anknüpft. Der ursprüngliche Name »Unit« wäre eine Referenz auf den gleichnamigen Club in Tokio gewesen, denn vorliegendes Material entstand während der RN-Japan-Tour 2006/07. Durch die Zusammenarbeit mit dem französischen Soundpoeten Anne-James Chaton änderte sich die Stoßrichtung zum Text hin. Es wäre nicht Nicolai, wenn sich in seine kompakte Sound-Art nicht immer wieder Random-Elemente einschleusen würden: In einem Track zählt Chaton eine Zahlenkolonne aus dem Goldenen Schnitt auf; bei einer anderen Nummer, einer Art Portrait des Musikers, wurde daraus ein Text generiert, was sich an Geldscheinen, Kredit- und Visitenkarten in Nicolais Brieftasche fand. In strenger numerischer Auflistung und mit kryptischen Formeln versehen, etwas, das man auch von R. Ikeda kennt, sind nach den zehn regulären Tracks 15 »Stücke« auf der CD drauf, die sich aus dem puren Datengehalt des »unitxt«-Codes speisen. Dabei wurden Programme, jpegs und sonstige digitale Files in Musik umkonvertiert: Endlich lassen sich Powerpoint oder Excel auch hören. Letzteres finde ich zwar einen netten, aber heutzutage überflüssigen Ansatz. Wegen seines ausgefeilten mathematischen Neuronen-Funk zählt Nicolai nicht umsonst zu einem der wichtigsten Künstler aktueller digitaler Musik. Mit »unitxt« wird das einmal mehr untermauert, aber nicht erweitert. Eine »Na ja«-Platte.
Alva Noto
»unitxt«
Raster-Noton/Substance
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