Under Construction

»I’m a work in progress«. Missy Elliott macht gleich beim Intro klar, dass digitaler Rhythm & Blues im Science-Fiction-Funk-Gewand von Timberland kein Fertigteilhaus zum Sesshaftwerden ist. Zwar gibt es immer noch den gewissen Groove aus dem Hause Timberland (etwa bei »Go To The Floor«, »Gossip Folks« sowie bei der aktuellen Single »Work It« mit ihrer ganz superben Old Skool-Electro-Erdung), nur klingen die aktuellen Forschungsergebnisse etwas anders als z.B. bei den Neptunes, die nach Britney Spears ja gerade Ex-*NSYNC Justin Timberlake mit »Like I Love You« groovetechnisch veredelten (und auf dessen CD »Justified« dann auch Timberland höchstpersönlich beim an Ex-Girlfriend Britney Spears gerichteten »Cry Me A River« Hand anlegte). Was auch wieder jene Theorien nährt, die digitalen Rhythm & Blues für eine rhythmische Geheimsprache halten, bei der es auch darum geht, möglicht massenhaft und breitenwirksam verteilt zu werden. Alien-Codes also, die nur dann geknackt werden könne, wenn die aktuelle Parole zuerst herausgefiltert wurde. Wozu es hier mit »Funky Fresh Dressed« (mit Timberland-Entdeckung Ms. Jade), »Slide« und »Ain’t That Funky« auch gleich Supermaterial gibt. Andererseits verweist nicht nur das Cover (Missy Elliott als Fly Girl, dass dann auch bei »Slide« zu Wort kommt) Back To The (Good) Old School. Auch explizite Tracks wie »Back In The Day« tun das. Wobei sogar scheinbar verbrauchte James-Brown-Samples wieder funktionieren. Was auch damit zu tun haben mag, dass hier Old Skool nicht nur als Musik-Stil definiert wird. Zudem stellt »Under Constrution« auch ein Stück Trauerarbeit in Sachen Aaliyah dar. Wobei ein Track wie »Can You Hear Me« nur die sprichwörtliche Spitze eines hier von Missy Elliott und Timberland bearbeiteten Eisbergs darstellt. Wodurch »Under Construction« aber auch wieder so facettenreich wie unvorhersehbar wird und dann auch (und zwar ganz klassisch Old Skool-mäßig) wie eine Art Jahr/Kurs-Buch, wie ein Reader zur aktuellen Situation (nicht nur von HipHop) funktioniert. Sozusagen die CD bei der man, wäre sie ein Buch viel unterstreichen würde. Thinkgrooves statt Gedankenpanzer! Und Beyounce Knowles von Destiny’s Cild, Jay-Z, TLC und Method Man sind auch noch mit dabei.