Ein Wort, das die reichen Assoziationen sprießen lässt wie kaum ein zweites: »Familie«. Auch wenn heute individuelle und freie Beziehungsformen erlaubt sind, waren und sind soziale Bindungsmodelle immer auch ein Abbild der bestehenden Machtverhältnisse. Gefördert wird staatlich, was gewissen Normen entspricht, und dem ist zuweilen viel schwerer zu entkommen als gedacht, denn es wird leider tüchtig in unsere Gefühle hineinregiert. So ein bisschen unbefriedigend ist Family deshalb fast immer, weil der Gen-Mixer manchmal Leute zusammengewürfelt hat, die einfach nicht wahnsinnig gut miteinander können. Wie gelingt es dementgegen andere, feste solidarische Beziehungen aufzubauen, jenseits ausgetretener Pfade? Die Redaktion von »Unter Palmen« stellte sich in ihrer Ausgabe #12 »Kollektiv l(i)eben« die wichtige Frage des »anderen« Zusammenlebens auf vielen Ebenen. Es muss nicht die Biologie entscheiden, wo wir doch mutmaßlich Sternenfahrzeuge mit integrierter Seele sind (siehe Platon et al.). Viele Ideen und Ansätze fürs Lieben und Solidarisieren, gerne auch mal ein bisschen queerer, wurden im skug Talk angesprochen und genau da gehören sie hin. Ach Mensch, denken sich jetzt die geneigten Leser*innen, dem hätte ich voll gern gelauscht. Null Problemo, hier ist der Mitschnitt:
Im Salon diskutieren Ania Gleich (skug) und Frank Jödicke (skug) mit den Macher*innen von »Unter Palmen«, den Autor*innen Caroline Schmüser und Michael Zangerl sowie der Grafikerin Ninon Marx. Ton: Johann Redl. Und auch den Februarsalon würdigen wir mit einer Bildstrecke, die hilft, die ungewöhnliche Location und diesen besonderen Abend in Erinnerung zu rufen:
Adelita Escapes & Space Gear brachten im Salon manchen Teppich zum Fliegen. Ihre abgedrehten Sounds, die mit unzähligem und teilweise wohl selbstgebautem Elektrogerät erzeugt und vor den Augen des wenige Zentimeter entfernt sitzenden Publikums kredenzt wurden, brachten etwas, das mit »Atmosphäre« nur unzureichend beschrieben ist.
Klassisch schön dürfen wir es nennen, wenn Can Erkurt & Odysseus Stamoglou zu ihren Instrumenten greifen. Spielfreude und unaufdringliche Virtuosität vereinen den türkisch-griechischem »Blues« zu dem, was er immer war: zwei Blüten des gleichen Baumes. Ein Baum, dessen Äste den Erdhorizont umspannen und dessen Wurzelwerk mit jedem denkbaren menschlichen Gefühl in Verbindung steht. Wie das klingt? Einfach hier nachhören: i
Nachsatz: Wir feiern monatlich Feste mit dem Salon skug und das ist auch gut so. Wir bringen Musik, Gedanken und Menschen zusammen und versuchen, uns gemeinsam einen Reim auf die Welt zu machen. Das gelingt mal besser, mal schlechter. Aber zuweilen müssen wir Dinge erleben, die schlichtweg sprachlos erschüttern. Die Erdbebenkatastrophe in der Türkei und Syrien ist eine solche. Eine Katastrophe, die Menschen vor Ort als »schlimmer als der Krieg« bezeichnen. Auch hier sollte der Schrecken der Naturgewalten nicht den Verstand lähmen. Häuser können erbebensicherer gebaut werden und alle Verantwortlichen müssen sich fragen, warum dies nicht geschieht. Auch wird das Elend der Betroffenen noch gesteigert, weil es von den widerwärtigen Machthabern vor Ort ausgenutzt wird. Erdogan bombardiert kurdische Stellungen, noch während der Boden bebt, und der Massenmörder Assad will sich zurück auf die diplomatische Bühne schleichen. Dennoch gilt es jetzt einfach zu helfen. Wir spenden deshalb die Einnahmen aus dem Salon skug vom 9. Februar 2023 den Erbebenopfern der Türkei und Syriens.
Noch ein Nachsatz: Achtung, Monate, insbesondere der Februar, sind kürzer als gedacht, wir sehen uns bereits in kurzer Zeit wieder beim Salon skug am 9. März im rhiz, dann mit Rambo Kasablanka und Lavandine live sowie unserem skug Talk »Iran: Wann kommt die Revolution?« Weitere Infos auf diesem Kanal in Bälde.