Dekorder, nimmermüde, diesen Herbst mit jeder Menge neuem Stoff für Soundforschung, obskuren Turntablism und Vinylsammler-Bonmots. Der Italiener Ielasi, der auch auf 12k und Häpna veröffentlicht, hat nun den letzten Teil seiner »Stunt«-Trilogie heraußen. Dafür wird Vinyl als schiere Materialität in all ihren spieltechnischen Facetten untersucht. Es geht nicht um Dekonstruktion sondern um Rekonstruktion, bei der, wenn auch nicht unbedingt als allernaheliegendster Indikator, die Sampletaktiken des HipHop zitiert werden. Herausgekommen ist ein Rhythmen-orientierter Strom zwischen skelettiertem Deep House und abstrahiertem Funk, der irgendwo an das Institut für Feinmotorik oder das Staalplaat Soundsystem denken lässt.
Die Picture Disc »Rotary Signal Emitter« des englischen Audiovisionsprojekts Sculpture (Dan Hayhurst/Reuben Sutherland) ist ein Teil fürs Sammlerherz. Auf dem Vinyl finden sich zoetropische Bildfolgen, denen beim Rotieren zuzusehen mindestens schwindlig machen kann. Für die Musik bedient sich Sculpture praktisch an allem das klingt, von Low-Fi-Electronics über Walkman bis zu alten Tape-Loops. Eine Art fiktive Mediengeschichtsaufarbeitung. Dafür kracht und kratzt es an allen Ecken und Enden, Cut-Up-Abstrusitäten, wie sie von einem Felix Kubin kommen könnten.
Mit »Dayglo Port« des amerikanischen Musikers Eric Lanham (ex Caboladies) dockt Dekorder wieder an Ambient-Drones concrète’scher Prägung an. Im Gegensatz zu den heftigen Grenzauslotungen der Caboladies hat sich Lanham einer introspektiven, dunkel schimmernden Reise verschrieben, die mir wie ein leergeräumter, gedimmter Galerieraum mit grobkörniger S/W-Installationsprojektion vorkommt, bei der es, wie bei »Outer Rim Gemelan«, in psychedelische Wolken großer kosmischer Musik geht. Meditative Klangkunst.