Dinosaurier gibt es ja offiziell nur im Rockbusiness. Dort sind sie seit Jahrzehnten im Geschäft und leiden aufgrund der ständigen Rückbesinnung auf frühere Großtaten unter zu kleinen Gehirnen und damit stagnierender Kreativität. Im Jazz gibt es ein ähnliches Phänomen, es wird nur verschleiert von all dem hochkulturellen Zucker, der mittlerweile über the legacy of jazz verstreut wurde. Es handelt sich dann eben um Stagnation auf hohem Niveau – oder um klebrig-zuckrige Erstarrung, die gerne als Traditionspflege entschuldigt wird. Klingt übel, oder? Was also anfangen mit der neuen CD des betagten Drummers Paul Motian, der nicht nur mit Größen wie Keith Jarrett und Charlie Haden kollaboriert, sondern genug eigene, immer wieder hervorragende Platten gemacht hat? Ihm zur Seite stehen der nicht minder verdienstvolle Gitarrist Bill Frisell, sowie Bassist Thomas Morgan und als Sängerin Petra Haden, genau, die Tochter von Charlie Haden, dem Charlie Haden. In gewisser Weise eine family affair also, was vielleicht schon der ganze Fehler ist. Denn Petra Haden gelingen die in instrumentaler Hinsicht ebenso kompetent wie relaxt begleiteteten Standards (von »Loverman« bis »I remember you«) bestenfalls unaufgeregt, im schlimmsten Fall muss man von eher mittelmäßigen Jazzvocals sprechen. Das Resultat ist angenehm zu hören, aber ebenso angenehm wieder zu vergessen. Ja, das ist Traditionspflege auf hohem Niveau, aber nicht umsonst assoziiert man den Begriff »Pflege« üblicherweise mit Altersheimen
Paul Motian
»The Windmills Of Your Mind«
Winter & Winter
Unterstütze uns mit deiner Spende
skug ist ein unabhängiges Non-Profit-Magazin. Unterstütze unsere journalistische Arbeit mit einer Spende an den Empfänger: Verein zur Förderung von Subkultur, Verwendungszweck: skug Spende, IBAN: AT80 1100 0034 8351 7300, BIC: BKAUATWW, Bank Austria. Vielen Dank!