Das neueste Werk aus dem Hause Stevens ist kein weiterer Schritt im doch etwas megalomanen Plan, für jeden Bundesstaat der USA ein eigenes Konzeptalbum zu veröffentlichen. Vielmehr, auch das hat ja was Manisches an sich, die sozusagen B-Side zur vorhergehenden Platte über Illinois. Zum ganz wunderbaren, verspielt-genialen, berückenden »Come On, Feel The Illinoise« sollte man korrekter schreiben. Und damit ist ja irgendwie auch klar, dass »The Avalanche« als Kollektion von Outtakes, alternativen Versionen und so weiter zum einen höchst willkommen ist, zum anderen aber natürlich auch etwas enttäuscht im Vergleich zum Hauptwerk. Dennoch: 21 neue Songs von Stevens sind immer gute Nachrichten, wenngleich man sich eben auch fragen muss, ob man vom großartigen »Chicago« ganze drei zusätzliche Versionen braucht. Insgesamt finden sich auf den 75 Minuten des Albums wieder einige Perlen, wie zu erwarten, und einige Lückenfüller – aber nicht allzu viele. »Avalanche« ist stärker akustisch ausgerichtet als »Illinoise« und der Sound tendiert mehr in Richtung Banjo anstatt Gitarre, was an das andere Meisterwerk, »Seven Swans« (2004), erinnert. Illinois ist also abgehakt. Wie es nun weitergeht mit dem 50 Staaten-Projekt, weiß niemand. Anscheinend auch der Künstler nicht. Zumindest behauptet er das in Interviews. Dass es aber weitergeht, ist sicher. Und zweifellos wird auch das nächste Album wieder ein großer Wurf werden.
Sufjan Stevens
»The Avalanche«
Rough Trade/Edel
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