»Experimentalmusik«, schnaubt Charlotte. »Zenmusik für Arme«, meint Jacques achselzuckend. Und Alfred sagt: »Ein bisschen wie La Monte Young«. Gut, hören wir rein. Aus drei Stücken besteht die CD des umtriebigen Saxophonisten Bertrand Denzler. Das erste Stück besteht aus einem Ton, der in unterschiedlicher Länge mit verschiedensten Anblastechniken etwa 17 Minuten lang (hm, wie soll man das sagen?) bearbeitet wird. Im zweiten Stück spielt der Ton schon nicht mehr die Hauptrolle und im dritten Stück, richtig, hört man überhaupt nur, welche Töne ein Saxophon produziert, bevor der Ton in vollem Klang getroffen wurde (oder der Ton so getroffen wurde, dass ein Rudy Gelder längst »Cut!« durchs Studiomikrophon geschrien hätte). Für Charlotte ist das abgewichste Experimentalmusik eines typischen Instrumentennerds. Jacques hingegen meint, dass man das schon auch als meditativen Exkurs genießen kann, allerdings für Zenbuddhisten mit Köpfchen (Nerds also, wie Charlotte sagen würde). Alfred liegt mit seinem La Monte Young nur streckenweise richtig (diese Strecken, vor allem in zweiten Stück, sind aber grandios). Das Spätwerk von Luigi Nono würde übrigens auch passen. In harmonischer Hinsicht wird man aber nicht recht satt, Verneigung trotzdem vor der Konsequenz und dem Können des Herrn Denzler.
Bertrand Denzler
»Tenor«
Potlatch
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