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Subkultur in der Corona-Krise #1

skug startet eine neue Serie, um die prekäre Lage von Kulturschaffenden angesichts Corona publik zu machen. Zunächst antwortet Marcos Rondon vom rrr, dem vormaligen AU, das auch der Salon skug einige Male bespielte.

Neueste Verlautbarungen der österreichischen Bundesregierung lassen keinen Interpretationsspielraum: Bis Ende Juni 2020 wird es sicher keine öffentlichen Veranstaltungen in Österreich geben. Auch danach sind sie ungewiss. Entschieden wird dies erst Ende April. Das sind sehr ernüchternde Nachrichten für Menschen mit Unterhaltungs- und Kulturbedürfnis, während sie für Künstler*innen und Betreiber*innen von Venues geradezu bedrohlich sind. skug macht in Wien einmal die Runde und holt Stimmungsbilder von Veranstalter*innen und Artists ein. Viele Fragen stellen sich nun. Nicht nur, wie mit der schwierigen aktuellen Lage bei Schließung umgegangen wird, sondern auch, wie ein Rat Race im Herbst verhindert werden kann, wenn plötzlich wieder alle wollen. Unbedingt verhindert werden sollte, dass die Corona-Krise zu einer »Marktbereinigung« führt, bei der nur die «Großen« überleben. Den Beginn unserer Serie macht Marcos Rondon vom rrr in Wien Ottakring, das erst vor wenigen Monaten seine Tore geöffnet hatte.

skug: Welche Konsequenzen hat die Stilllegung des subkulturellen Konzert-/Clubbetriebes für das rrr?
Marcos Rondon: Es ist schon klar, dass es durch diese Situation, in der wir jetzt leben, keinen Umsatz gibt, das heißt, wir können die Rechnungen und laufenden Kosten nicht mehr bezahlen. Das schon geplante Programm für die nächsten Monate kann nicht mehr stattfinden.

Inwiefern ist das rrr in Kontakt mit der MA 7, dem Kulturamt der Stadt Wien? Wird Schadensbegrenzung bzw. -wiedergutmachung angeboten?
Bis jetzt sind wir mit der MA 7 nicht in Kontakt, ich bin auch nicht darüber informiert, ob für Lokale mit Clubbetrieb wie das rrr eine Wiedergutmachung angeboten wird. Aber mit der WKO sind wir in Kontakt und gut informiert und das einzige Angebot, das wir bis jetzt bekommen haben, sind 500 Euro aus dem Härtefonds. Andere Fonds für Kredite sind bis jetzt noch nicht so klar für uns, diese sind voll von komplizierten bürokratischen Vorlagen. Die Frage ist, ob sich das auszahlt? So einen Stress auf sich zu nehmen, das ist schon sehr viel für ein kleines, neu eröffnetes Unternehmen, wie wir es sind.

Kurzarbeit für Beschäftigte an der Bar ist wohl nicht möglich, da keine finanzielle Substanz?
Bei uns ist das leider unmöglich. Aber wenn wir wieder aufmachen können, würden wir uns selbstverständlich freuen, mit dem gleichen Team weiterarbeiten zu können.

Miete, wie etwa Venues, die in Stadtbahnbögen situiert sind, muss das rrr auch bezahlen oder ist das beim rrr ein geringfügiger Pachtbetrag?
Bis jetzt müssen wir weiter die Miete zahlen. Vielleicht in den nächsten Monaten nur Betriebskosten, das ist noch nicht zu hundert Prozent geklärt.

Gibt es soziale Ersatzprojekte seitens des rrr? Künstler*innen leiden ja extrem unter der Erlahmung des kulturellen Lebens.
Es gibt Ideen und Pläne für zukünftige Streaming-Projekte via rrr, aber wie das zu finanzieren ist, ist eine andere Frage.

Konzert- und DJ-Streams ins Wohnzimmer sind eine gute Möglichkeit, jedoch ersetzt das keineswegs den Sound, den eine gute P. A., wie jene im rrr, hergibt. Verfolgst du gewisse Streams bzw. was hältst du von dieser alternativen Präsenz, die ja kaum Einkommen verschaffen kann?
Ja, ich sehe das auch sehr positiv, die Live-Streams. Und seit vielen Jahren verfolge ich als Künstler diese Möglichkeiten wie Streaming und den Impact bei den Zuschauer*innen. Einkommen für Künstler*innen wäre auch gut durch diese Art von Streaming-Auftritten … mit dem richtigen Sponsoring bzw. Förderungen könnten die Künstler*innen auch bezahlt werden. Leider sind viele dieser Streaming-Projekte derzeit nur in Zusammenarbeit mit den großen Clubs und nicht mit dem kleinen Underground in Wien möglich. Aber man muss nicht warten auf die Kommissionen oder auf Arte, wir können selbst die Initiative ergreifen und eine Serie starten, vielleicht freut sich der*die eine oder andere Künstler*in, zur Abwechslung ein Set auf einer guten Anlage zu spielen und das Publikum so zu erreichen.

Eine Planung für die Zukunft ist schwierig, zu hoffen ist, dass es spätestens im September wieder losgehen kann. Wie läuft die Kommunikation mit Acts/Artists/Managements?
Wir sind seit Anfang der Krise in guter Kommunikation mit all unseren Künstler*innen und Promoters und im Austausch über die aktuelle Situation. Und klar, wir mussten allen absagen, was sehr schmerzhaft war. Wie sollen wir programmieren, wenn wir nicht wissen, ab wann wir wieder öffnen können? Ab September werden wir sehen, ob es das rrr dann noch gibt.

Wie ist also die Buchungslage im Herbst und wie optimistisch bist du?
Wir hatten schon viele Anfragen für Herbst und auch einige fixe Zusagen, aber mit dieser prekären Lage, die im Moment weltweit herrscht, ist alles ungewiss. Wir werden kämpfen, so lange es geht, und unsere Bar und unser musikalisches Territorium verteidigen. Wie bei allen Krisen gibt es immer ein Ende. Bleibt zu hoffen, dass sich die Kreativität regeneriert.

Danke fürs Interview und alles Gute!
Bleib gesund und stay cool.

Link: http://rrr.social/

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