Das Opening von Sonic Territories, dem Festival für Sound Art und Exploratory Music, bestreiten am Donnerstag, dem 24. Oktober 2019 Isabella Forciniti und Andrea Sodomka sowie Zarah Mani/Mia Zabelka im Jot12, Sonnenallee 26. Im Anschluss kuratiert die serbische Künstlerin Svetlana Maraš einen Abend mit elektronischer Musik. In der Fabrik, Sonnenallee 137, wird Robert Pravda am Freitag, dem 25. Oktober 2019 mit »R.A.D. – Rapid Air Displacement«, einer Performance mit rotierenden Lautsprecherboxen, beginnen. Das Duo BOP, bekannt für seine Arbeit im Electronic Music Studio in Stockholm, verstärkt sich mit der Vokalistin und Komponistin Martina Claussen, und der Schweizer Feldermelder wird für eine psychedelisch-ambientöse Beschallung sorgen. Fürs grenzgängerische Noise-Musikprogramm in der Fabrik zeichnet schließlich am Nationalfeiertag, dem 26. Oktober 2019, Mia Zabelka verantwortlich. Besonders erbaulich verspricht dabei der Auftritt der Schwedin Fågelle zu werden. Noise und Melodien entfalten sich in ihrer Arbeit zu einem höheren Ganzen, während das norwegische Duo Nekrom für Sonic Landscapes im hochenergetischen Improv-Rausch bürgt. Außerdem spielen: Das Duo PA.ST aka Paul Aigner & Stefan Nussbaumer sowie Quantum Noize aka Mia Zabelka, Conny Zenk und Renate Quehenberger. Doors open: jeweils 19:00 Uhr.
skug bat die teilnehmende Musikerin Zahra Mani und die Festivaldirektorin Martina Maggale um ihre Einschätzung, welches Potenzial Sonic Territories für die urbanen Stadtrandzone Seestadt hat.
skug: Zahra Mani, Sie treten oft im Duo mit Mia Zabelka auf, wie anlässlich des »Aus-der-Taufe-Hebens« von Sonic Territories im Vorjahr. Können Sie bitte ihre Eindrücke schildern und die Bedeutung des Festivals in wenigen Worten zusammenfassen?
Zahra Mani: Das Festival hat 2018 begonnen, und versteht sich als internationale Plattform für experimentelle Musik und Sound Art in der Seestadt Aspern. Die kulturelle Belebung der (neuen) Peripherie schafft Raum für neue Kunstformen und neuen Austausch. Die Festivalatmosphäre bringt Publikum und Performer*innen im intimen Ambiente zusammen und schafft ein Gefühl der kreativen Gemeinsamkeit.
Fein wäre noch ein kurzer Rück- und Ausblick aufs Festival mit den zukunftsträchtigen »Sonischen Landschaften«.
ZM: Ich empfinde Sonic Territories als Experimentierfeld – sowohl künstlerisch als auch kuratorisch. Die Programmierung im ersten Jahr war schon mit elektroakustischen Performances (Andrea Sodomka, Rupert Huber), inter-medialen Stücken (ich mit Visuals von Elise Passavant, Michael Fischer mit Peter Koger/Feedback Sax & Video), Installationen (Cao Than Lan) und elektronischer Musik (Zavoloka) sehr breit aufgestellt. Der Work in progress der Seestadt Aspern reflektiert sich in dem wachsenden, vielfältigen Klangkörper von Sonic Territories, wo internationale Klangkünstler*innen ihre akustischen Spuren verbreiten.
Martina Maggale, Sie sind Gründerin von Sonic Territories, dem sehr ambitionierten Festival für Sound Art und Exploratory Music. Was hat Sie dazu bewogen, das Wagnis, in einem weit von der City Vienna entfernten Stadtteil experimentelle Musik zu veranstalten, einzugehen?
Martina Maggale: Neue Klänge brauchen neue Räume – in Wien gibt es einen Mangel an geeigneten Venues für diese Art der Musik, die sich auch räumlich und skulptural versteht. Die Seestadt selbst ist ein visionäres Projekt und als neuer Stadtteil in Wien ein geeigneter Nährboden für Neues. Außerdem gibt es in Österreich eine kleine wachsende Noise- und Klangkunstszene, es wäre toll, diese in Seestadt einmal jährlich zusammenzubringen.
Bezüglich riskant meine ich, dass es ohnehin sehr schwierig ist, Menschen für unkonventionelle Klangkunst zu begeistern. Wie viele Besucher*innen schafften es zur ersten Auflage im Vorjahr, bei der die für mich persönlich ziemlich berühmte ukrainische Elektronikmusikerin Zavoloka auftrat?
MM: Es haben sich letztes Jahr an die 100 Menschen in der Fabrik (zugelassen sind 130) eingefunden. Wir wünschen uns, dass das Interesse der Öffentlichkeit wächst. Wir haben jedenfalls gute Resonanz bei Kooperationspartner*innen in der Seestadt, Fördergeber*innen, Sponsor*innen und dem Publikum von letztem Jahr, das von dem Angebot und der Musik überrascht und begeistert war.
Wie sind Sie eigentlich zur experimentellen Musik gekommen und welche Stationen »absolvierten« Sie bis zu Ihrer Eigenschaft als Direktorin von Sonic Territories?
MM: Ich komme aus dem Theaterbereich und habe in meinen Projekten immer gern mit Musiker*innen unterschiedlicher Genres zusammengearbeitet (u. a. mit Lukas Lauermann 2015). Schließlich bin ich im Leitungsteam des Kunstraums mo.e intensiver mit improvisierter und experimenteller Musik in Berührung gekommen. Ausschlaggebend war schließlich die Bekanntschaft mit Mia Zabelka, die mich mit ihrer Musik inspiriert hat. Es ist unser Anliegen, die Klangkunst und Noise-Szene in Österreich zu stärken, da wir einen absoluten Bedarf für das Festival sehen.
Sonnenallee klingt als Ort vielsprechend. Was zeichnet das Jot12 und die Fabrik überhaupt bzw. bezüglich jeweiliger Programmierung aus?
Beide Räume sind sehr unterschiedlich. Der Jot12 ist schmal und in einer neuen Parkgarage mit hohen Betonwänden angesiedelt. Die Fabrik ist ein vorübergehender Holzcontainer, der auch schon des Öfteren innerhalb der Seestadt seinen Standort gewechselt hat. Diese Orte haben noch nicht viel Geschichte und bieten akustisch ganz andere Atmosphären.
Andrea Sodomka hält den Workshop »Elektroakustische Musik für Einsteiger*innen« ab. Wie niedrig ist die Schwelle für Neuanfänger*innen und wird es eine Fortsetzung geben?
Heuer findet dieser Workshop zum ersten Mal mit Andrea Sodomka statt. Es ist ein Versuch, besonders Menschen anzusprechen, die gern mal elektroakustische Musik kennenlernen möchten. Es gibt noch freie Plätze (Anmeldungen per E-Mail an: contact@sonic-territories.at). Wir werden sehen, wie es bei den Teilnehmer*innen ankommt.
2019 gibt es mit Mia Zabelka und Svetlana Maraš gleich zwei Kuratorinnen. Wie teilen sie sich die Programmierung auf und haben sie Einfluss darauf, insofern, als dass Themen beispielsweise gemeinsam generiert werden?
Es ist eine große Ehre, mit Mia Zabelka zusammenzuarbeiten. Darüber hinaus ist das Festival stolz, einen Abend in Kooperation mit SFIEMA (Society for Sound Art & Experimental Music Austria) zu ermöglichen, mit einem ganz besonderen Fokus auf Noise-Music. Die Zusammenarbeit mit Svetlana Maraš aus Belgrad war mir ein besonderes Anliegen, da sie als Sound Artist und Composer und zunehmend auch als Kuratorin an verschiedenen Standorten tätig ist und ebenfalls an Musik als räumliche Erfahrung interessiert ist. Diese Sicht auf Sound Art als skulpturales und performatives Momentum teile ich.