Die Rolling Stones feiern 2012 ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum. In diesen 50 Jahren waren die Stones anfangs eine durchschnittliche R’n’B-Gruppe, die gerne als die »bösen« Beatles bezeichnet wurde, jedoch nie auch nur annähernd deren Format erreichen konnte. Später verwandelten sich die Stones mit dem Einstieg von Gitarrist Mick Taylor in eine amerikanische Band und veröffentlichten zwischen 1969 und 1972 einige grandiose Alben. Seit allerdings Ron Wood 1975 besagten Mick Taylor an den sechs Saiten ablöste, verwaltet die Band mit konstant abnehmender Finesse ihr eigenes Erbe und hat seit über 30 (!) Jahren kein wirklich gutes Album mehr veröffentlicht. Tatsache aber ist, dass jeder der sich für Rockmusik interessiert, irgendwann in seinem Leben den Rolling Stones Aufmerksamkeit schenken wird (müssen). Anlass zu solchem Studium bot erst kürzlich die Wiederveröffentlichung klassischer Alben wie dem exzellenten »Exile on Main St. « und dem soliden »Some Girls«. Die im Tandem damit erschienene DVD »Some Girls Live In Texas ?78« dokumentiert die Live-Darbietung besagten Albums vor amerikanischem Publikum.
Wir schreiben das Jahr 1978 und Punk ist auch an den Stones nicht spurlos vorüber gegangen. Laut, kurz und schnell wird der Konzertabend begonnen und als nach einer Viertelstunde noch immer kein Song des im Titel erwähnten Albums zu hören war, fragt man sich, ob »Some Girls« nicht etwa auf die Backstage-Extravaganzen der Band Bezug nimmt (schließlich betont Mick Jagger im Laufe des Konzerts noch die sexuellen Fähigkeiten der Band). Doch dann kommen sie: »Beast of Burden«, das trendhaschende »Miss You« und der Country-Schinken »Far Away Eyes«, gekrönt vom wunderbaren »Imagination«. Das Album ist besser als man es in Erinnerung hatte denkt sich der Fan noch, da wird er schon mit Klassikern wie »Tumbling Dice«, »Brown Sugar« und dem von Keith Richards gesungenen »Happy« verwöhnt. Ein Konzert das zwischen blinder Ekstase, modischen Fauxpas und ewiggleichen Gitarrensolos hin- und herpendelt. Freilich sind die Stones ohne Sidemen wie Ian Stewart verloren; ohne Zweifel fehlt der Band da und dort jegliches Timing und selbstverständlich ist Keith Richards mehr Poser als Gitarrist. Als Dokument der letzten von originärem Tatendrang getriebenen Jahre der schon damals fast musealen Band ist das alles dennoch unverzichtbar.