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Iggy Pop

»Skull Ring« / »Zombie Birdhouse«

Virgin / Alchemy

Offen gesagt hat Iggy Pop seit American Caesar« eigentlich nicht wirklich etwas von Belang veröffentlich, was das Tragen eines seiner Tour-T-Shirts auch nur irgendwie rechtfertigen würde. Das war aber auch egal, weil Iggy ja für soviel stand (Vaterschaftsklagen in Sachen Punk, keine Schnarchsack/Artsy Farty-Futzi wie Bowie/Reed geworden, mit Fiftyplus immer noch ein Springginkerl auf der Bühne) und ihm auch viel – schlechte bis mittelmäßige, auf alle Fälle jedoch beknackte CDs – verziehen wurde. Auch an dieser Stelle. Aber bei »Skull Ring« ist jetzt Schluss mit Lustig! Um es kurz zu machen: »Skull Ring« ist ein einziger, restlos enttäuschender Totalverhau. Gäbe es nicht vier Lebenszeichen einer Stooges-Reunion (wovon aber auch nur »Little Electric Chair« überzeugt und schon bei »Skull Ring« nur Ron Ashetons Wah Wah-Solo wirklich bemerkenswert ist – das dafür umso mehr), zweimal Doppelmoppel mit Peaches (»Rock Star«, »Motor Inn« – auch vorhersehbar) und einmal Iggy Pop Solo mit Klampfe als Johnny Cash (»If Wrong Feels Right«), wäre das eigentlich ein klasssicher Fall von nicht einmal ignorieren. Dafür macht sich Iggy zusammen mit den MTV-Punks von Green Day, Sum 41 und seinen Trolls (die genauso klingen wie sie heißen) zum Rockopadeppen (das auch nichts mehr von »The Idiot«) und zelebriert sich als klägliche Selbstparodie schwanzgesteuerter Punk-Rock-Missverständnisse. Immerhin gibt die Stooges-Reunion (an dieser Stelle sollte auch mal die Frage gestellt werden dürfen, wo denn Herr Osterberg ohne die Visionen der Gebrüder Asheton im Gitarren- wie im Schlagzeugbereich zu Zeiten der Stooges heute wäre). Dort hat er immerhin die Möglichkeit seine Lust for geistige Tiefflüge in Gesprächen mit Leuten wie Mike Watt und J. Mascis (oder den Asheton-Brüdern) zu korrigieren. Wie gut, visionär, im guten Sinne durchgeknallt und »anders« er sein kann/konnte zeigt hingegen die Wiederveröffentlichung der legendären »Zombie Birdhouse«-LP. 1982 für das frisch gegründete Animal Records-Label von Blondies Chris Steins eingespielt, erleben wir hier nicht nur den experimentellsten Iggy Pop ever (Motto: Lasst uns die Sampler rocken und dabei Voodoo-Geister beschwören), sondern auch eine Vorstellung davon wie wohl die damals für »später« angekündigte Iggy Pop goes Frank Sinatra-Platte/Phase klingen würde. Nur danach kam halt nichts. »Zombie Birdhouse« floppte wie Sau, Iggy lebte weiter äußerst ungesund und glaubt 2003 immer noch an die Macht von Totenkopfringen. Da kann Alan Vega bei Suicide-Gigs hundertmal von der Bühne fallen – so ein Rockisten-Altsack wie ihn Iggy hier (plötzlich) verkörpert wird er nie werden.

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Text
Didi Neidhart

Veröffentlichung
17.02.2004

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