Man hört eine Orgel, immer wieder diese Orgel, die genauso gut vielleicht auch ein Keyboard sein könnte, aber der Knackpunkt dabei ist: es ist kein Keyboard. Es ist eine Orgel. Eine Orgel im Pop, oder noch besser, weil noch außergewöhnlicher: eine Orgel im deutschen Indierock. Hat man das schon mal gesehen/gehört?
Alle Vorurteile über dieses Instrument müssen aber über Bord geworfen werden, denn dies hat nichts mit christlicher Attitüde oder einlullenden Klangteppichen zu tun. Die Grätenkinder rocken auf »Serviervorschlag« weg, was sich ihnen in den Weg stellt. Mit fabelhaften Parolen, die man nach dem ersten Hören unbedingt mal an eine Häuserwand sprühen möchte, wie »I didn???t go to work today and I don???t think I???ll go tomorrow« oder »Ganz ohne Liebe habt Ihr nur noch eure Autos« halten die drei Jungs und zwei Mädchen die Spannung immer aufrecht und machen so auf dem ganzen Album keine einzige Verschnaufpause. Sie selbst nennen ihren Stilmix aus einfachem Pop, Punkvergangenheit und Hamburger Schule »Schnarrrock«. Abgemischt und gemastert wurde der Kessel Buntes von Tobias Siebert, der als Kopf der Bands Delbo und Klez.e bekannt ist und noch so einiges vorhat, was den deutschen Musikmarkt angeht. Hier hat er bewiesen, dass er was vom Mixen versteht.
Die zwölf Songs des Albums stehen für sich allein, ergeben ein schönes Gesamtbild, ohne in einem Einheitsbrei zu versinken. Die Grätenkinder haben eine schöne Platte gemacht, die uns zeigt, was man aus einer klassischen Rockbandbesetzung plus Orgel machen kann. Natürlich kann dabei auch was vollkommen anderes rauskommen, und das ist auch gut, so, schließlich war das ja nur ein »Serviervorschlag«.