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Kommando Elefant

»Scheitern als Show«

Las Vegas Records

Schreibt man über eine erfolgreiche österreichische Band wie Kommando Elefant, dann kommt man aus der Recherche gar nicht mehr heraus. Erstens gibt es kaum ein Medium der Szene, welches sie noch nicht rezensiert oder zumindest versucht hat, ihre Texte zu interpretieren. Oft findet sich dann doch wieder irgendwo ein Stück O-Text, das so oder zumindest in ähnlicher Form schon mal wo zu lesen war. Vermutlich sind auch Kommando Elefant so: Irgendwo schon mal gehört, aber erleben tut sie dann doch jeder anders. Was sie aber letztlich ein Bisschen individueller machen könnte als Bands ihres Genres, ist das Gefühl, welches ihre Songs hinterlassen. Es ist die bittere Sü&szlige eines schwindenden Sommers zwischen Party und Melancholie. Man könnte sagen, sie sind die reifere Variante für alle Peter Pans unter uns, die wissen wie es ist zu scheitern. Sie akzeptieren zwar, dass dies unweigerlich zum Leben gehört, wollen aber grundsätzlich nicht erwachsen werden oder für verbockte Dinge einstehen. Der Begriff des Scheiterns findet sich ebenso im Namen des Albums: »Scheitern als Show«, und in zahlreichen Etappen von dessen Entstehung. 60 Nummern wurden aufgenommen, nur elf haben es geschafft mit rauf zu kommen. Der Track mit dem gleichnamigen Titel zum Album flog letzten Endes auch raus. Ebenfalls war die Platte, bezeichnend für das Motto, zu Beginn nicht gerade ein Selbstläufer. Schade eigentlich, lädt sie doch gleich zum Start mit »Das ist ok« in eine »brennende« Rockarena ein. In klassischer Pop-Rock-Manier, wird auch hier alles verrissen, was in der Weltgeschichte grad Thema ist. Dazwischen leiden »Jennifer« und die »Sternenmarie« unter massivem Realitätsverlust aufgrund exzessiven Drogenkonsums und wenn drum herum alles wegbricht, wird in »Das ist ein schöner Tag« einfach »Bob Dylan gehört und nach Italien gefahren«. Die »potemkinschen Weiten« von »Fluchtpunkt Kairo«, dieser Song wurde übrigens von einem Håkan Nesser Roman inspiriert, heben das ganze wieder in einen philosophischen Kontext, den sicherlich jeder für sich verwerten kann, spätestens nachdem er den Allerweltsbegriff »potemkinsch« gegoogelt hat. Der Physiker Alf Peherstorfer, der die Elefantenfamilie 2007 ins Leben gerufen hat, ist fasziniert von der Politik des sozialen Lebens und die packt er in seine Texte. Drumherum gibt’s beschwingte Melodien, die durchaus tanzbar sind und es stört auch gar nicht, wenn sich hin und wieder mal kein roter Faden im Text findet. Im Vordergrund stehen Selbsterkenntnis und Reflexion. Es geht darum nicht nur »Krokodile« sondern auch mal die Grenzen im eigenen Kopf zu sprengen, »die Leichen im Keller hin und wieder einfach Leichen sein zu lassen«, zu vergessen, wer man ist und vor allem darum, sich selbst bitte nicht allzu ernst zu nehmen. Zuerst allein mit Elektrogitarre und dann mit Partner Bernhard Luis Pasching als Bassist werden die ersten Auftritte in Deutschland bestritten. Nach der Veröffentlichung des ersten Albums 2008 »Kaputt aber glücklich« (Asinella Records) wurde dann auch langsam die österreichische Musik- und Indieszene auf das Elefantenduo aufmerksam, das mittlerweile zu einer vierköpfigen Band herangewachsen ist. Richtig los ging es 2010 mit dem Release der 2ten Platte »Komm wir hauen Granaten rein, das kleine Bisschen Leben«, produziert vom eigenen Label Las Vegas Records mit Alexander Nefzger und Florian Pilz. Vor allem aber ab der Single »Alaska« folgten Chartplatzierungen, Amadeusnominierungen und Auftritte auf gro&szligen Festivalbühnen. Nach wechselnden Bandformationen machen heute Alf Peherstorfer (Gitarre) Bernhard Luis Pasching (Keyboard), Günther Pauls (Bass) gemeinsam die Vocals mit Thorsten Mahr an den Drums. Ergänzt wird das Quartett von den beiden Herren Stefan und Michael Tiefengraber, welche sich um die Rotoskopie der Videoclips kümmern. Genreübergreifend werden Musik und Texte mit deutschen Kollegen wie Kettcar, Superpunk, Deichkind oder Fanny van Dannen verglichen. Am ehesten ging vielleicht noch der Vergleich mit Madsen oder den Sportfreunden, aber warum sollte man das tun? Selber hören macht Spa&szlig und weil schon so viele neue Titel in der Schublade liegen, wird man auf ein neues Album nicht lang warten müssen. Juhu!

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