Eine Frau und ihr Cello, Kapitel 17, Ûberschrift: »Der Tag der Grashalme«. Es entsteht tatsächlich eine eher gegenständliche Stimmung, wenn man sich in diese meditative CD versenkt. Man wähnt sich in einem sehr langsamen Film oder einem entsprechend episch angelegten Roman, der irgendwann im Mittelalter spielt, könnte aber auch ein futuristisches Mittelalter sein, nach dem Untergang aller Zivilisation. Die Wiesen sind verwildert, der Wind weht über kniehohes Gras, in der Ferne hört man Frauen lachen, man weiß aber nicht recht, sind es Frauen oder Elfen oder gar bloß Geister. Wer jemals Andrej Rubljow von Andrej Tarkowskij gesehen hat: die Stelle mit dem haidnischen Frühlingsfest passt hier perfekt, als wär’s ein nachgereichter Soundtrack. Wir hören fast ausschließlich ein karges, wehmütiges Cello, zu dem sich fallweise der Gesang von Frau Gudnadottir gesellt, mal nymphenhaft-ätherisch, mal lose an gregorianische Gesänge angelehnt, mal mit zaghaftem Pop-Appeal. Das ist so unspektakulär wie schön, so wohlgefällig wie konsequent, auf jeden Fall eine Klasse für sich.
Hildu Gudnadotti
»Saman«
Touch
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