Sam Burton erinnert mit seiner samtenen Baritonstimme an die goldenen Vocals des kürzlich verstorbenen Sixto Rodriguez. Anders als der »Sugarman« aus Detroit, der über den Umweg Südafrika ein spätes Comeback feiern konnte, steht Burton mitten im Leben und findet nach einer Rückzugsphase in Utah seine Erweckung in Songs, die beim kalifornischen Folk-Rock-Sound anknüpfen, aber infolge der Gewichtung mit üppigen Streicherarrangements, Piano und/oder Orgel einen souligen Retroanstrich verliehen bekommen. Niemand Geringerer als Jonathan Wilson, der schon Angel Olson oder Father John Misty einen einzigartigen Sound verpasst hat, hat »Dear Departed« produziert. Heraus kommt nicht der ehemalige Laurel-Canyon-Sound, sondern eher ein Klang, der an Songwriter wie Tim Buckley erinnert. Die Sorte melancholisch-trauriger Folk, der jazzig leicht daherkommt, aber eine tief verzweifelte Grundierung hat. Herzschmerz, Verlust, Einsamkeit sind seine Themen, aber auch die Natur Kaliforniens. »Dear Departed«, der Titel der Platte, ist so etwas wie ein schwermütiger Abgesang auch auf sich selbst, denn Burton hat sich auf seinem zweiten Album neu erfunden. Sein Baritonstimmschmelz trägt erhaben durch zehn Songs, wovon vielleicht »I Don’t Blame You«, der sogar ein bisschen an den Wall of Sound von Phil Spector gemahnt, der schönste ist.
Sam Burton
»Dear Departed«
Partisan Records
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