Rosa Anschütz © Sebastian Koeck, Grafik: Kathi Arnecke
Rosa Anschütz © Sebastian Koeck, Grafik: Kathi Arnecke

Salon skug mit Rosa Anschütz, Absatz1 und »MALMOE« #92

skug feiert 30-Jähriges unter Zuhilfenahme von MALMOEs bereits 20 Jahren und mit ganz ausgezeichneter Musik zweier Live-Acts und mit entsprechenden Abstandregeln. Es wird großartig werden.

Also das 30-jährige skug-Jubiläum hatten wir uns etwas anders vorgestellt. Von den geplanten monatlichen Salons im Jahr 2020 mussten wir die letzten vier ausfallen lassen. Die Gründe haben etwas mit COVID zu tun. Wer Lust hat, sich diesem Thema zu widmen, und es vielleicht in den letzten Wochen noch nicht getan haben sollte, findet umfassende Infos hier. Wir haben in der Redaktion aber beschlossen, das Thema zunächst auf den Herbst zu verschieben, wenn wir im nächsten Lockdown wieder ausreichend Zeit zur Reflexion haben werden. Jetzt steht zunächst der kurze Sommer der Freiheit an und den gedenken wir zu nutzen – für Musik, Lesungen und Diskussion.

Ganze 20 Jahre »MALMOE«
Unser geliebtes Partnermedium »MALMOE« feiert im gleichen Jahr sein 20-jähriges Bestehen und es darf konstatiert werden, die »MALMOE« hat die Pubertät gut überstanden. Es ist alle drei Monate ein druckergeschwärzter Hochgenuss, diese Zeitung zu lesen. Sie ist witzig, mit ihren Kolumnen, die von Pipimachen über Fahrradfahren bis Digitalisierung die wichtigsten Themen der Zeit fest im Blick haben. Sie liefert kundige Beiträge aus einem weiten Spektrum von Autor*innen und erweist sich hier als unbestechlich und meinungsstark. Die Schwerpunktthemen jeder Ausgabe sind zuweilen in einer Weise facettenreich ausgearbeitet, dass nur der limitierte Platz der enden wollenden Zeitungsseite die »MALMOE« davon abhält, eine Buchpublikation zu werden. Es tut wirklich gut, beim Blick in die »MALMOE« zu sehen, wie viele kluge und gute Ideen da draußen noch zu finden sind. Außerdem ist das Blatt auch grafisch eine Wucht, was besonderer Erwähnung bedarf, in unseren digitalen Zeiten. Die führen nämlich mehr und mehr dazu, dass fast nur mehr liebloser Topfen gedruckt wird, anscheinend, weil die meisten Grafiker*innen im Analogen zum Aufgeben gezwungen werden.

Die »MALMOE« zieht es neuerdings auch immer mehr in die digitalen Medien (vermutlich Corona-bedingt) und auch dort kann die Kunst des Blattes bewundert werden. Beispielsweise bei den klärenden Worten zur aktuellen Debatte in Deutschland bezüglich Müllmetapher und Polizist*innen. Kurios, wie plötzlich die gröbsten Klötze (Seehofer und Co.) beim Schutz der Polizei die feinsten literarischen Kriterien anlegen wollen (»Grenzen der Satire«) und dabei mutwillig und plump verkennen, dass ein betroffener Mensch zuweilen maßlos wütend ist und dies auch sein darf. Der autoritäre Schmäh, jetzt die verbale Gewalt (die einem sonst herzlich egal ist) über die reale physische Gewalt der Polizei zu stellen, ist wirklich grottig und riecht totalitär. Danke, »MALMOE«, für die klärenden Worte und das Einstehen für echten linken Journalismus. Alles nachzulesen in der »MALMOE« Zeitung, auf malmoe.org oder auf Facebook.

Wie bei allen BAM!-Medien gilt übrigens auch hier: Es ist einen Affenschande, dass der Kram nicht von viel mehr Menschen gelesen wird. Im Salon skug am Freitag, dem 3. Juli 2020 ab 17:00 Uhr im Fluc muss nicht einmal selbst gelesen werden, sondern die Autor*innen lesen vor und machen ein kleines Panel zu einem der aktuellen Themen der Ausgabe #92. Bei der Party und DJ-Line darf den Macher*innen von »MALMOE« dann persönlich für ihre Arbeit gedankt werden. Es besteht auch die Möglichkeit, ihnen kleine, handgeschrieben Briefchen (Desinfektion nicht vergessen!) mit sorgfältig formulierter Blattkritik und Verbesserungsvorschlägen zuzustecken. Man lernt ja schließlich nie aus.

Absatz1 und Rosa Anschütz live
Seit ungefähr 1965 sind wir Menschen und insbesondere Musiker*innen nicht mehr allein auf diesem Planeten. Denn zu dieser Zeit haben sie ihren neuen Best Friend gefunden – im Synthie. Früher musste noch ein Physiklabor von Wendy Carlos oder Kraftwerk herumgeschleppt werden, heute passt alles auf ein Tablet. Absatz1 nutzt die Möglichkeiten des Synthesizers vorbildlich, kitzelt diesen geilen Sound heraus, den die Dinger bereits vor 55 Jahren lieferten, und beweist damit erneut, dass elektronischen Klänge dann am besten klingen, wenn sie wie elektronische Klänge klingen. Musiker*in, Komponist*in, Videofilmer*in etc. Lena Kühleitner gelingt es als Absatz1 auf Schönste, diese Intimität zwischen menschlicher Stimme und brummendem Apparat herauszukitzeln. Da möchte man stundenlang zuhören. Beim Salon kann man damit gleich live anfangen.

Überglücklich darf skug zudem Rosa Anschütz live präsentieren und die liefert bekanntlich Musik, die den Zuhörer*innen elektrische Tentakel wachsen lässt. Die Soundwolke, in die sie das Publikum taucht, lässt alles größer erscheinen. Sie vermittelt live dieses besondere Gefühl, sich gerade genau dort zu befinden, »where it happens«. Stimme, Elektro-Choräle und ein geradliniger Beat zeugen ähnlich wie bei Absatz1 von dieser besonderen Elektro-Innerlichkeit und liefern auch noch so eine Ahnung von »first contact«. Wahrlich, wir haben vielleicht nicht das Tor aufgestoßen in eine andere Welt, aber irgendwie ist die Schublade einen Spalt weit aufgegangen, in der sich die Gebrauchsanleitung zur Elektro-Transzendenz befindet. Endlich Feminismus, eine bessere Welt und ein neues Leben – so wird das dann etwa klingen, »im Rausch der Sinne, Worte lösen sich auf, im Lauf der Dinge«. Ein Konzert, das zu verpassen ziemlich doof wäre.

Und dann gibt es auch noch eine DJ-Line zum Dahinschmelzen: skug und »MALMOE« bieten an den Plattentellern alles auf, was in den letzten Wochen daheim zu darben hatte. Diese DJs sind ausgehungert! Es gibt also viele Gründe, am 3. Juli ab 17:00 Uhr im Fluc vorbeizuschauen. Wir freuen uns auf euch!

Link: https://skug.at/e/salon-skug-rosa-anschuetz-absatz1-malmoe-release/

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