In den letzten 14 Monaten haben wir einiges gelernt und auch lernen müssen. Erwarte immer die nächste Welle zum Beispiel. Ob die Schul-, Geschäfts- und Gastroöffnungen zu früh waren, werden wir in ein paar Wochen wissen. Bis dahin wollen wir aber die sich uns bietenden Möglichkeiten nutzen und – mit aller gebotenen Vorsicht – wieder live veranstalten. Das Zuhause-Sitzen zerrt allmählich schon sehr an den Nerven. Die skug Redaktion und ihr unglaubliches Team an Helfer*innen (Menschen, die sich mit Spezialwerkzeugen wie etwa Schraubendrehern gut auskennen) haben die letzten Wochen zur Arbeit an der »Salon skug auf Rädern«-Bühnenarchitektur genutzt. Die Ergebnisse können sich jetzt schon sehen lassen, weshalb wir sie auch gerne herzeigen.
Ein Rad ist eine Bühne ist ein Rad
Mit frischer Testung und Abstand ging es also los, um auf dem Zukunftshof in Wien Favoriten zu arbeiten. Die lieben Mitstreiter*innen von treecycle haben uns in ihrer geräumigen Werkhalle Unterschlupf gewährt und gemeinsam bauen wir an neuen Formen ökologischer Bespielung unserer Stadt. Das Publikum darf gespannt sein, was uns in den nächsten Wochen noch alles einfällt. Denn bei der Arbeit im Zukunftshof fliegen die Ideen nur so durch den Raum. Manche landen auf dem Kopf, andere auf den Füßen (Achtung, marxistische Metapher!). Wenn die Ideen dank Einsatz von Werk- und Halbzeugen plötzlich konkret vor Augen und Händen stehen, dann müssen sie manchmal nur ein wenig gedreht werden und plötzlich ist klar, wie es weitergeht. Das ist ein wirklich aufregender und erfüllender Vorgang.
Das Team von XYZ Cargo aus Hamburg und Kopenhagen hat mit seinen Trikes den Aufschlag gemacht und das Team rund um skug, Cyklus und Surfbike einen geschmeidigen Return gepfeffert (Achtung, Tennis-Metapher!). Wir haben die Proportionen und das Material der Trikes aus dem Norden übernommen, um daraus unsere Anhänger zu fertigen. Diese können hochkant oder umgedreht auch als Bühnenelemente dienen. Dank der Radaufhänger von Hinterher sind die Räder nicht im Weg, sondern mit einem Griff abmontiert. Während wir in den Frontkörben der Trikes unsere Flightcases passgenau unterbringen können, bekommen die Anhänger einen besonderen Pfiff. In den Einfassungen aus Alu-Rohr werden die Kisten für unser weiteres Equipment eingefügt. Entleert und umgedreht sind sie Hocker. Kein umbautes Volumen hat also nur eine Funktion.
Die Trikes werden hochkant zusammengeschoben und bilden somit das vermutlich schönste und ungewöhnlichste DJ-Pult, seit es Michelangelo La Bionda gelungen war, seine Schallplatten unmittelbar im Pizzaofen abzuspielen (Achtung, frei erfundene Italo-Disco-Anekdote!). Die Räder bilden damit einen Block, der einerseits praktisch ist und zugleich ein Hingucker, der uns hilft, den eroberten öffentlichen Raum ein wenig zu bestimmen. Nicht protzig und lärmend, sondern als kleiner Hinweis für interessierte Passant*innen, der sagt: »Ja, hier wäre dann schon etwas los.« Okay, so viele Worte, so viele Beschreibungen? Kein Problem, einfach mal die Fotos durchstöbern, dann zeigt sich bereits, in welche Richtung die Reise des Salons auf Rädern gehen wird.
Es wird sicherlich heiß werden
Nach dem kältesten April seit 20 Jahren mag es schwer vorstellbar klingen, aber der Sommer wird sicherlich heiß. Damit uns die Platten und Zuschauer*innen nicht frühzeitig davonschmelzen, arbeiten wird bereits an einer Sonnen- und leichten Regenschutz-Konstruktion, über die wir demnächst mehr verraten werden. Der Salon skug auf Rädern soll für die Dauer einer Veranstaltung einen Raum stiften, an dem das Publikum sich gerne niederlässt, um Musik, Lesung, Diskussion und Sonstigem zu lauschen. Die Niederschwelligkeit ist Form, denn eine erhobene Bühne basteln wir sicher nicht. Wir bleiben auf Straßenniveau und blicken freudig in den Untergrund (Achtung, Topografie-Metapher!).
Langsam, aber allmählich gelingt es uns, die ganzen, dann doch recht komplexen Logistikprobleme zu lösen. Es kommt schließlich schon einiges an Material zusammen für so einen Salon. Die Soundanlage von KS Audio, aus Vorarlberg angeliefert von unserem Vertriebspartner Soundtemples, ist übrigens eine Wucht, die müsst ihr euch einfach mal anhören (Keine Metapher!). All das Equipment will locker transportiert werden, es muss sich easy handlen lassen und am Ende auch wieder gut verstaut werden. Die Einfälle und Ideen, die hier bereits zusammengekommen sind, erreichen bald ein lächerliches Maß, denn die Bikes und Anhänger können sogar ineinandergesteckt werden und eine sich selbst verschließende Kiste bilden. In diesem Kokon, den das Gefährt aus seinem eigenen Rahmen formt, ist es geschützt vor Wind und Wetter. Muss man einfach gesehen haben.
P.S.: Sollte es der wenig fähige Kanzler dann doch noch »schaffen« und genau das eintreten, was medizinische Expert*innen vermuten, zu frühe Öffnungen bei zu geringer Impfquote lassen die Infektionszahlen wieder hochschnellen, dann sagen wir leise »Danke, Sebastian« und fordern als Wiedergutmachung sofortige Neuwahlen, bei denen die ÖVP wegen früherem Wahlbetrug und sonstiger Schlechtigkeit zehn Prozentpunkte abgezogen bekommt. Zumindest ein BAM! Wahlspezial ginge sich dann online noch aus. Hat ja alles sein Gutes.