Glücklich ist der, der seinem Plattenspieler sagen kann, dass er eine 10\’\‘ abspielen soll, denn anders kann man diese Kooperation von grafzahl und Tchi nicht zu Ohren bekommen. Glücklich ist auch der, der sich die Mühe macht und seinen Plattenspieler dahin prügelt, sie abzuspielen, auch wenn er gewöhnlich nur 7 und 12\’\‘ abspielt, denn so kommt man in den Genuss von 6 Super-Stücken, ohne die das Warten auf neue Alben der darauf vertretenen Bands tausendfach schwerer zu ertragen wäre.
grafzahl (kleinundzusammen) machen den Anfang und spielen zwei neue Songs, »barnie« und »trottle« (sic!). Gewohnt gut in Form legen die Sieg(en)er eine gute Show ab, in full swing gilt es, möglichst viele Zeilen aufzuschnappen und zu verstehen, wobei die Aufmerksamkeit auch dem gut gestimmten Schlagzeug gelten sollte, welches als Grundstruktur der Stücke eine besonders gute Figur macht. Trotz der 12 Jahre Bandgeschichte klingt es frisch und unverbraucht, und da fragt man sich, warum die Boxhamsters und Oma Hans überhaupt bekannter sind als diese drei Herren. Abschließen tun sie mit einer Akustik-Remix-Version des Hits »butter« vom letzten Longplayer »Einkaufen mit Getränken«. Schöne Zeile am Ende: »Danke danke danke, danke für die Einladung«.
Kurz die Seite gewechselt und dem Spieler ein weiteres Ächzen entlockt, schon geht es weiter mit einem wunderbaren Lied von Tchi, den Helden aus Braunschweig, »20, 20:15« heißt es und lässt mehr beschwingtere als bekannte Töne erklingen. Man merkt, wie sich die Stimme von Jan mehr auf den Song konzentriert, mit ihm mehr Melodie erzeugt und insgesamt viel harmonischer klingt als noch auf der »Auf Den Point«. Beim nächsten Stück, »Schöne Grüße«, klingen sie wiederum dreckig und hintergründig präzise, und die Songdauer von ca. 1:30 Minuten bestätigt, dass dies durchaus ein kleiner Punksong ist. Beendet wird die Seite mit dem ruhigeren Song »Rakete«, der basslastig und elektronisch daherkommt. In der Mitte bleibt er kurz stehen und rundet die gesamte Split mit einer kurzen Widerholung des Themas ab. Insgesamt merkt man, dass Tobias Siebert (Delbo, Klez.e) die ganze Sache produziert hat, auch wenn er den Musikern noch genug Freiraum lässt, um sich künstlerisch vollkommen frei zu entfalten. Den letzten Schliff, der die Sache ein wenig glatter macht als das gesamte Tchi-Werk vor diesen Stücken, hat er ihnen verpasst.
Die lange Wartezeit auf diese Platte hatte also durchaus Berechtigung und wir harren der nächsten Dinge, die aus den Häusern von grafzahl und Tchi kommen werden.