Imposition Man wurzeln im Punk (der Berliner Marian Gmeiner ist Mitglied von Catholic Guilt, Cult Values und Cold Leather, Markus Gönitzer Teil der Grazer Combo Red Gaze) und sind mit ihrem gemeinsamen Bandprojekt folgerichtig im Post-Punk angekommen. Mitgenommen haben sie die geeinte Vorliebe für treibende Drums, schroffe Gitarrenriffs und schnörkellose Vocals, weitgehend neu im Repertoire sind die genrespezifischen düsteren Bassläufe und spärlich aber effektvoll eingesetzte Synthesizer-Klänge.
Die insgesamt sieben Tracks für den ersten, selbstbetitelten Tape-Release sind zwischen Sommer 2016 und Frühjahr 2017 auf dem Sofa in Berlin entstanden, auch wenn man ihnen die entspannte Arbeitsumgebung nicht unbedingt anhört. Was da aus den Boxen kräult, klingt eher nach Keller, um bei österreichischen Metaphern zu bleiben, nach Dunkelheit und Kälte und modriger Luft, vielleicht auch nach den sprichwörtlich hier vergraben liegenden Leichen. Auch inhaltlich haben sich Imposition Man Ausgrabungsarbeiten »auferlegt« und suchen nach Antworten auf die großen Fragen des Lebens: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Und: Was soll der ganze Scheiß hier eigentlich?
Dementsprechend gilt das erste Stück »Own Skin« erst einmal der eingehenden Selbstanalyse und Bestandsaufnahme: Hi-hats zu klarer Bass- und Gitarrenlinie, getragen melodiös aber auch ungeduldig fordernd. »Tight grips, mechanics, hey!« Das titelgebende »Imposition Man« legt einen Zahn zu, der stringente Rhythmus wird von eiernden Synths zerpflückt und die Stimme wiegelt im Imperativ (!) zur Auflehnung gegen die moderne Leistungsgesellschaft auf: »Liberate yourself, imposition man!« Der innere Kampf zwischen pflichtbewusstem Eingliedern und egoistisch motiviertem Freiheitsdrang prägt auch das anschließende »Dilemma«, (»Choose! Collect!«), während am Ende der A-Seite das synthbetonte Instrumental »Air Triste« eine kurze Verschnaufpause bringt … aber halt auch keine Lösung.
Die B-Seite geht mit »Bodies« unmittelbar auf Konfrontationskurs: Harter Beat, pressender Bass, schrille Gitarren, Aufputschen mit Kampfgeschrei. »Your body is a battleground, your thoughts emplaced against yourself.« Du selbst bist dein schlimmster Feind, mein Freund! Die Untermalung für das innere Kräfteringen folgt mit dem noisigen Instrumental »Tribute to JN«, in dem Horror-Synths und dröhnende Verstärker dem poppigen Rhythmus genüsslich den Garaus machen. »Fallacy« bietet schließlich eine optimistische Conclusio im schulterzuckenden Aufgeben der leidigen Sinnfrage. »Spiraling into the unknown, uncertainty …« Den Vorhang zu und alle Fragen offen. Aber hey, that’s life.
Das Tape erscheint am 2. Dezember 2017, die Release-Party steigt am selben Abend im AU in Wien.