Eine weitere Aufnahme mit Kurt Weill-Themen gleicht einem wackligen, musikgeschichtlichen Hochseil-Akt. Diese altbewährte Vorführnummer erinnert zwangsläufig an die vielen Interpreten, die sich derselben CD-Thematik ebenfalls virtuos angenommen haben. Die beiden Altmeister Gianluigi Trovesi (Piccolo- und Altoklarinetten) und Gianni Coscia (Akkordeon) geben sich dessen unbeeindruckt, den 16 knapp gehaltenen Weill-Interpretationen schicken sie gleich noch sieben geschmeidige Eigenkompositionen hinterher.
Der angstfreie Seiltanz, im blinden Vertrauen in die eigene, über die Jahre erprobte Kunstfertigkeit, hat sich gelohnt: Entstanden sind versponnene, volksliedartige Stücke, mit wohltuend ballastfreiem Italo-Flair. Insgesamt sind die Stücke weit weniger in einem verrauchten Kabarett der Weimarer Republik anzusiedeln, viel mehr befinden sich die beiden Musiker an der frischen Luft einer mediterranen Piazza. Der melodienseeligen Tristezza haften fellineske Bilder von zerbrechlicher Schönheit an. Über dieser imaginären Freiluft-Manege hängt eine zartbittere Verspieltheit, manchmal introvertiert, im nächsten Moment gleichsam kommunikativ.