Schlag nach in der Farbtheorie: »Komplementärfarben ergänzen sich wechselseitig und liegen sich im Farbkreis gegenüber.« Seit über fünf Jahren musizieren sie zusammen, beide sind in der (holländischen) Elektro- und Improszene aktiv und verfolgen dabei auch unabhängige Projekte: Andy Moor demonstrierte bislang sein einzigartiges Gitarrenspiel in anarcho-punkigen Bands wie The Ex, Dog Faced Hermans und Kletka Red; der griechisch-zypriotische Komponist Yannis Kyriakides gewann etliche Preise, darunter den internationalen »Gaudeamus-Preis«. Nun liegt also ihr gemeinsamer CD-Erstling vor.
Basierend auf drei Aufnahmesessions entstanden 15 irritierende und zugleich ohrenschmeichelnde Stücke. Denn anders als in der Farbtheorie, wonach »zwei zu gleichen Teilen zusammengemischte Komplementärfarben als Resultat weiß ergeben«, präsentieren sich diese Stücke als eine gesamthaft feinabgestufte Klangpalette. Entfernt von weißem Rauschen und einer weit verbreiteten Knackästhetik prallen gelegentliche Rockriffs auf minimale Elektro-Loops.
Die Grundierung beginnt zu bröckeln und entlädt ihre Schattierungen sodann, wenn sich die Schleifen rasterartig verschieben und zu neuen, interessanten Formen mutieren. Das klingt zeitweise nach entspannendem Wohlklang, doch: »Die Zusammenstellung der Komplementärfarben begründet sich im Harmoniebedürfnis des menschlichen Auges.« Womit für diesmal das menschliche Ohr gemeint sei.