Tom Waits hat auf seinem neuen Album seine Kunst um eine tragende Komponente beschnitten: Ein Piano ist auf »Real Gone« nicht zu hören. Aber das ist nicht weiter tragisch, denn vor langer Zeit schon hat er begonnen, die den Namen Tom Waits prägende dualistische Einheit von Piano und rauem Organ sukzessive abzutragen und stattdessen ein wucherndes Reservoir kaputter Klänge anzulegen. »Real Gone« ist die konsequente Weiterentwicklung der Eigenheiten seines Albums »Bone Machine« (1992): Rhythmen mit dem erschütterten Echo eines Steinschlages, Gitarrenläufe und Percussion-Arrangements, feingliedrig wie Insektengebein: Noise-Blues, aufgenommen in vertieftem künstlerischen Austausch mit alten Weggefährten wie Marc Ribot, dem Bassartisten Les Claypool (Primus) oder Sohn Casey Waits an den Drums und Turn-Tables. Eine besondere Rolle kommt darüber hinaus seiner Stimme zu. Sie dient nicht mehr nur als expressiver Erzähler abgründiger Wortgeschichten, sondern verstärkt auch als eine Art »Human Beat-Box«, die sich uneitel in das übrige Instrumentarium einordnet. »Real Gone« zeigt Tom Waits wieder einmal auf der Höhe seines Schaffens, bestätigt die selbststilisierte Barfly von Einst als nunmehrigen, handfesten Soundpoeten.
Tom Waits
»Real Gone«
Anti/Edel
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