Dass traditionell gemachte Rockmusik seit einiger Zeit wieder salon- und mehrheitsfähig geworden ist, ist kein Geheimnis. Während Strokes, Hives und Konsorten sich ungeniert im Musik-Fundus der 70er bedienen, sind die Vorbilder der Desaparecidos vermutlich im Umfeld des US-Hardcore der 80er zu finden, erinnert »Read Music/ Speak Spanish« doch an alte Helden wie Pixies, Hüsker Dü, frühe Dinosaur Jr. oder – als aktuellstes Beispiel – die leider nicht mehr bestehenden At The Drive-In (die unter anderem als neue Fugazi beworben wurden).
Die Band um Conor Oberst, übrigens auch Kopf des ebenso großartigen, aber eher für die ruhigeren Töne zuständigen Projekts Bright Eyes, stammt aus der tiefsten Provinz der USA, nämlich Omaha/ Nebraska, von der aus in klassischer Hardcore-Tradition ein kritischer, unzufriedener Blick auf die Lage der Nation geworfen wird: Patriotismus, Shopping-Wahn, Kriegstreiben. Klar, man kennt das, die Desaparecidos aber übermitteln die Botschaft völlig unpeinlich ohne Selbstidealisierung oder Plattitüden und liefern dazu wunderbaren Gesang und Kick-Ass-Gitarren ab. Mitunter das Beste, was Rock’n’Roll heutzutage zu bieten hat.
Desaparecidos
Read Music/ Speak Spanish
Wichita
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